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Der Gemeinderat von Boniswil informierte über drei Sanierungsvarianten. Einigkeit herrschte nur in einem Punkt: Der Saalbau soll erhalten werden.
Boniswil befindet sich in einer luxuriösen Lage. Welche Gemeinde mit 1400 Einwohnern hat schon eine Turnhalle und zusätzlich noch einen Saalbau? 1935 wurde neben dem Gemeindehaus eine Turnhalle mit Zivilschutzräumen erstellt. Diese wurde 1977 zum Saalbau umgebaut, als eine neue Turnhalle erstellt wurde.
Bis zu 400 Personen haben Platz darin, und die verschiedensten Veranstaltungen finden statt: von der Gemeindeversammlung über Musikveranstaltungen bis zur tamilischen Hochzeit. Nach 40 Jahren ist der Saalbau aber dringend sanierungsbedürftig. Auf einen Vorstoss von Beat Bättig an der Sommergmeind 2013 hat eine Arbeitsgruppe drei verschiedene Sanierungsvarianten ausgearbeitet.
Am Dienstag wurden die drei Varianten der Bevölkerung vorgestellt. Mit dem Ziel, bei der Bevölkerung den Puls zu fühlen. Zuerst stand eine Besichtigung des Saalbaus an. Gemeinderat Roland Balmer (SVP) führte durch die alte Militärküche, die Garderoben, den Heizungs- und Werkraum. Dann setzten sich rund 30 Boniswiler zur Infoveranstaltung in den Saal.
Fast der ganze Gemeinderat war anwesend: Neben Roland Balmer auch Gemeindeammann Gérald Strub (FDP) sowie die Parteilosen Silvia Gebhard und Rainer Sommerhalder. Letzterer hatte Anfang 2017 das Ressort öffentliche Bauten von Roland Balmer übernommen. Architekt Felix Spuler, der 2014 schon den Schulhausneubau geleitet hatte, stellte als Mitglied der Arbeitsgruppe die drei Varianten vor.
Die Arbeitsgruppe, in der auch die Vereine als Hauptnutzer des Saalbaus gut vertreten waren, tendiert zur zweiten Variante. «Die alte Militärküche ist trotz dem neuen Kochgerät nicht mehr zeitgemäss», sagte Roland Balmer. Vor allem die Lüftung müsse dringend ersetzt werden.
Die Vereinsvertreter sprachen sich in der Diskussionsrunde für eine gut ausgerüstete Küche aus. Wo aber soll denn diese sein? Im Unter- oder im Erdgeschoss? Diese Frage war ein grosser Knackpunkt. Die einen monierten, das Essen werde immer kalt, wenn es im Lift von unten nach oben geschickt werden muss. Die anderen befürchteten dagegen, dass eine Küche im Erdgeschoss viel Lärm mit sich bringen würde. Zudem brauche die Küche im hinteren Bereich mehr Platz – Platz, der dann im Saal fehle.
Einig waren sich die Boniswiler einzig darin: Der Saalbau ist zu erhalten. Auch wenn der Betrieb nie kostendeckend sein wird. Im letzten Jahr standen Einnahmen von 8600 Franken Ausgaben von 39 000 Franken gegenüber. Die Erklärung dafür ist einfach: Zu 75 Prozent wird der Saalbau von den Vereinen genutzt, welche keine Miete bezahlen müssen.
Roland Balmer erklärte: «Im besten Fall könnten wir an der Sommergmeind einen definitiven Vorschlag präsentieren.» Allerdings ist er sich bewusst: «Das wird zeitlich knapp.» Der früheste mögliche Baubeginn wäre im Sommer 2018. Der Hauptteil der Arbeiten soll während der Sommerferien über die Bühne gehen.
In Boniswil stehen grosse Investitionen an – rund 6,66 Millionen Franken sind bis 2022 geplant. Rund 2,8 Millionen wird allein die Sanierung und Umgestaltung der Seetalstrasse kosten. Hinzu kommt, dass mit dem neuen Finanzausgleich veränderte Rahmenbedingungen herrschen. Das erschwert Prognosen zur finanziellen Zukunft. Gemeindeammann Gérald Strub meinte im Rahmen der Informationsveranstaltung: «Sie verzeihen mir, wenn ich keine Zahlen nenne: Das wäre nicht seriös und ich würde mich nicht wohlfühlen dabei.»
Klar ist nur, dass die Verschuldung der Gemeinde steigen wird. Da stellt sich die Frage: Wie viel Geld will man für den Saalbau in die Hand nehmen? Gérald Strub beschrieb, welche Auswirkungen die Varianten auf die Finanzlage hätten:
- Bei der billigsten Variante Sanierung für 160 000 Franken dürfte die Verschuldung nicht zusätzlich ansteigen, und auch der Steuerfuss würde bloss leicht angehoben.
- Für die Revitalisierung nähme die Gemeinde mit 750 000 Franken deutlich mehr Geld in die Hand. Allerdings könnten die Betriebskosten im Vergleich zur ersten Variante gesenkt werden. Auf lange Sicht, bis 2040, ist deshalb die Kostendifferenz zur Variante Sanierung nicht mehr allzu gross. Kurzfristig aber nähme die Verschuldung zu, und damit müsste auch der Steuerfuss erhöht werden.
- Ein Neubau würde die Gemeinde vier Millionen Franken kosten. Darin aber noch nicht enthalten sind Ausgaben für den Abbruch des alten Saalbaus sowie Ersatzlösungen für die Luftschutzräume und Fahrzeugboxen des Bauamtes. Insgesamt kämen Kosten von über fünf Millionen auf die Gemeinde zu. Der Ersatzneubau würde zu tiefer Verschuldung führen – über Jahre. Auch der Steuerfuss müsste massiv erhöht werden, wenn die Gemeinde ein jährliches Defizit vermeiden will. Die dritte Variante fällt deshalb faktisch aus dem Rennen. (AKA)