Die Traubenernte im Aargau fällt in diesem Jahr durchschnittlich aus. Laut kantonalem Weinspezialisten dürfte aber die Qualität des Weins stimmen.
Die Aargauer Winzer sind im Ernte-Endspurt, bis Ende Monat holen sie die letzten Trauben von den Stöcken. Vor einem Jahr waren die Weinbauern Anfang Oktober schon fast fertig damit; wegen des heissen und trockenen Wetters begann die Ernte damals früher. Laut Urs Podzorski, Fachspezialist Weinbau beim Kanton, ist die spätere Ernte aber unproblematisch: «Es ist ganz normal, dass die Ernte bis weit in den Oktober hinein dauert.» Als normal, ja gewöhnlich stuft Podzorski das gesamte Weinjahr 2019 ein. Was keineswegs negativ zu werten ist. Denn: «Gewöhnlich bedeutet gut.»
Mit 16'000 bis 20'000 Hektolitern wird sich der Ertrag im zehnjährigen Mittel einpendeln. «Das ist weniger als 2018, aber etwas mehr als vor zwei Jahren», sagt Podzorski. Weisse Trauben wie jene der Hauptsorte Riesling-Sylvaner sind bereits geerntet und im Keller, bis Ende Woche soll ein Grossteil der roten Sorten folgen. Das wechselhafte Herbstwetter macht die Traubenlese für Winzer und Kellereien nicht einfacher. «Wir können die reifen Trauben nur ernten, wenn sie vollständig trocken sind, ansonsten wird der Traubenmost verdünnt», erklärt Podzorski. Jeden trockenen und schönen Tag müsse man jetzt ausnutzen.
Was angesichts der regenreichen letzten Wochen gerne vergessen geht: Auch der Sommer 2019 war extrem heiss. «Ende Mai und Anfang Juni sind die Reben sehr zügig gewachsen», sagt Podzorski. «Die Winzer hatten auf einen Schlag viel zu tun.» Für den Fachspezialisten ist klar, dass die Arbeit künftig nicht weniger kompliziert wird. Extremwetterereignisse wie Starkregen und Gewitter dürften zur Regel werden und die Reben strapazieren. Bange ist Podzorski um die Winzer aber nicht: «Der Aargau ist ein sehr innovativer Weinbaukanton, der sich den äusseren Bedingungen anzupassen vermag.»
Bleibt die Frage nach dem eigentlichen Produkt: dem Wein. Wie mundet er dieses Jahr? Das wisse man letztendlich erst, wenn man ihn probiere, sagt Podzorski. Doch geht es nach ihm, dürfen sich Liebhaber wieder auf gute Tropfen freuen. «Die Trauben sind reif und weisen hohe Öchslewerte auf», sagt er. Oder kurz: «Die Qualität stimmt.»
Pascal Furer, Geschäftsführer beim Branchenverband Aargauer Wein, setzt gar noch einen obendrauf. Er sagt: «Der Wein im Aargau ist herausragend.» Davon hätten sich dieses Jahr viele im Land ein Bild machen können; an der Fête des Vignerons in Vevey, der grossen Leistungsschau der Schweizer Weinbauern. «So ein Anlass, und auch das Winzerfest in Döttingen, sind hervorragende Schaufenster für unser Weingewerbe», sagt Furer, der findet, dass sich der hiesige Wein vor der Konkurrenz nicht zu verstecken brauche. «Es gibt keinen Grund, weshalb jemand einen ausländischen Wein trinken sollte und nicht einen aus der Region.»
Aber auch wenn der Aargau kein klassischer Weinbaukanton ist, so gelten doch für alle die gleichen Gesetze. Per 1. November tritt deshalb auf kantonaler Ebene eine neue Weinbauverordnung in Kraft. Der Aargau übernimmt damit neue Bundesrichtlinien, unter anderem wird die Vorgabe umgesetzt, wonach alle Kantone ein elektronisches System für die Weinlesekontrolle einführen müssen.