Nein zu «No Billag»
Regionaljournal, Tele M1 und Kanal K erleichtert, aber Aargauer Regierungsrat mahnt

Für manche Regionalsender wäre ein Ja zu «No Billag» der Todesstoss gewesen. Umso grösser ist die Freude über das deutliche Resultat. Ein Freipass für die SRG sei das aber nicht, meint Regierungsrat Alex Hürzeler.

Noemi Lea Landolt
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Stephan Gassner, Chefredaktor Tele M1.

Stephan Gassner, Chefredaktor Tele M1.

AZ

Um 13.29 Uhr waren alle 212 Gemeinden ausgezählt. 67,8 Prozent der Aargauer Stimmbevölkerung lehnte «No-Billag» ab, kurz darauf scheiterte die Initiative auch schweizweit am Ständemehr. Die Vorlage mobilisierte. Die Stimmbeteiligung im Aargau war mit 51,8 Prozent vergleichsweise hoch. Es ging auch für die Region um viel. Denn nicht nur das SRF-Regionaljournal Aargau-Solothurn wird mit Gebührengeldern finanziert.

Auch für Tele M1, den TV-Sender, der wie die Aargauer Zeitung zu den AZ Medien gehört, gab es letztes Jahr rund 2,8 Millionen Franken aus dem Gebührentopf. Beim nicht-kommerziellen Radio Kanal K machen die Gebühren sogar drei Viertel des Budgets aus. Für den Sender ging es am gestrigen Abstimmungssonntag um alles oder nichts. Ein Ja zu «No Billag» hätte Kanal K nicht überlebt.

Jürg Morgenegg, Geschäftsführer Radio Kanal K. «Wir wollten uns nicht zu sicher fühlen und freuen uns jetzt riesig.»

Jürg Morgenegg, Geschäftsführer Radio Kanal K. «Wir wollten uns nicht zu sicher fühlen und freuen uns jetzt riesig.»

AZ

Korken knallen bei Kanal K

«Wir starten jetzt mit dem Apéro», sagt Jürg Morgenegg, kurz nachdem das Nein definitiv war. Der Kanal-K-Geschäftsführer klingt am Telefon sichtlich erleichtert. Obwohl die Umfragen ein Nein prognostiziert hatten, sei er am Sonntagmorgen mit gemischten Gefühlen aufgestanden. «Wir wollten uns bewusst nicht allzu sicher fühlen», sagt er. «Aber jetzt freuen wir uns natürlich riesig.» Das Kanal-K-Team sei in den letzten Wochen Nonstop mit dem Bus im Sendegebiet unterwegs gewesen, um die Aargauerinnen und Aargauer zu mobilisieren. «Der Aufwand hat sich gelohnt», sagt Jürg Morgenegg. Der Sender werde den Schwung aus dem Abstimmungssonntag mitnehmen und weiterhin Radio mit viel Leidenschaft machen.

Regionaljournal Aargau/Solothurn Barbara Mathys moderiert die Nachrichten im SRF-Studio in Aarau. 

Regionaljournal Aargau/Solothurn Barbara Mathys moderiert die Nachrichten im SRF-Studio in Aarau. 

Sandra Ardizzone

«On Air» bleibt auch das Regionaljournal Aargau-Solothurn. Das Team produziert weiterhin jeden Tag rund 50 Minuten Radio aus der Region. Zum Abstimmungsresultat äusserte sich Redaktionsleiter Maurice Velati gestern nicht. Er verweist auf SRF-Direktor Ruedi Matter und Lis Borner, die Chefredaktorin von Radio SRF.

Für Stephan Gassner, Chefredaktor von Tele M1, ist das Nein zu «No Billag» auch ein Ja zu den regionalen Sendern. Er sagte gestern: «Wir sind froh um das klare Verdikt für die Regionalsender.» Die medienpolitische Diskussion über die Verteilung der Gebührengelder zwischen SRG und Privaten sei aber mit dem Nein nicht abgeschlossen.

Kein Freipass für die SRG

Zufrieden mit dem Resultat ist auch Landammann Alex Hürzeler. Die Regierung hatte zur Vorlage zwar keine Parole herausgegeben, «es war aber offenkundig, wo wir standen», sagt Hürzeler. Das Resultat erlaube auch im Aargau in den elektronischen Medien weiterhin einen breiten Service public. Das sei aber kein Freipass für die SRG: «Über deren Auftrag sowie die Breite und Tiefe des Angebots muss jetzt eine nationale Debatte stattfinden.»

Eine Debatte wünscht sich auch BDP-Nationalrat Bernhard Guhl. Er war im Aargauer Komitee gegen «No Billag», entsprechend freute er sich, «dass die Vernunft obsiegt hat». Wichtig sei jetzt, dass die SRG trotz Nein spare und es nicht einfach weitergehe wie bisher. «Da werden wir dranbleiben», verspricht Guhl. Die Aargauer SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger war für «No Billag». Das Nein sei eine verpasste Chance und vor allem für die Unternehmen ein Verlust, sagte sie gegenüber Tele M1. «Aber immerhin hat die Initiative dazu geführt, dass über die SRG diskutiert wurde.» Diese Diskussion müsse nun weitergeführt werden.