Startseite
Aargau
Kanton Aargau
Mit einem überzeugenden musikalischen Einstieg wurde das Heitere Open Air eröffnet. Und in Sachen Wetter war alles halb so schlimm.
Einen perfekten Festivalstart bot eine Band, von der man noch viel hören wird. Yokko werden oft mit Archive verglichen, und der Vergleich hat schon was. Das Tempo ist oft im unteren Bereich, basslastig, melancholisch-schöne Melodien und über allem thront Adrian Erni. Der Mann ist gesegnet mit einer wunderbaren Stimme, die ein erstaunliches Spektrum abdeckt und nie auch nur einen Millimeter neben der Spur liegt. Leadgitarrist Philipp Treyer erinnert mit seinen melodiösen Hooks immer wieder an The Edge von U2, Schlagzeuger Schüpbach groovt auf seinem spartanischen Drumkit ohne Ende und Bassist Tröhler begeistert mit einer Spielfreude, die ihresgleichen sucht.
Jung, erfrischend, sympathisch – Jain kann und will sich niemand entziehen. Es ist die Kombination aus Unbeschwertheit, musikalischem Talent und Können, die die Toulouserin gekonnt paart und transportiert. Sie spielt mit den Zuhörern und diese tanzen ganz nach ihrer Pfeife. Hüpfen, in der Hocke verweilen – Jain machts vor und alle machen mit, auch beim Versuch mitzusingen. Ein Leichtes eigentlich, denn die Hits wie «Come», «Makeba» sowie auch die anderen Songs der 25-Jährigen sind eingängig, aber nicht monoton. Sie vermischt ihre multikulturell gefärbten Erfahrungen sowie diejenigen einer globalisierten Musikwelt zu einem exotischen Sound. Überraschungsmomente bleiben bei der Sängerin und Multiinstrumentalistin zwar aus, doch Jain liefert Electropop, der ankommt.
In der ersten Reihe ist die Party schon im Gange, bevor Wiz Khalifa auch nur die Bühne betreten hat. Als er dann kommt, geht das Gekreische los. Mit dem tätowierten Hanfblatt neben dem Auge, einem «Legalize it»-Shirt und einem Joint in der Hand outet sich der Amerikaner als leidenschaftlicher Kiffer. Er ist gekommen, um Party zu machen. Wiz fordert die Leute auf, vor der Bühne kreisförmig auseinanderzugehen, um dann wie wild wieder aufeinander loszurennen. Die Musik ist sehr basslastig – man könnte sagen ohrenbetäubend. Als auf einmal «Smells Like Teen Spirit» (im Original von Nirvana) erklingt, flippen die Fans aus. Oder ist es, weil Wiz Khalifa sein Shirt ausgezogen hat? Von seinen eigenen Songs kommen vor allem «Black And Yellow» und «Sucker For Pain» (aus dem Film «Suicide Squad») gut an – und natürlich der Riesenhit «See You Again», der auf Youtube über 3 Milliarden Klicks verzeichnet.
Da freut sich die Heitere-Reporterin über die Printausgaben, die das ZT-Team in den vergangenen Tagen über die Heitere-Woche produziert hat und nimmt gleich mal ein paar Ausgaben mit. Noch unterwegs aufs Gelände, wird sie von einer jungen Frau angesprochen: «Darf ich so eine Ausgabe haben?» Die Reporterin freut sich: «Ja, klar, noch so gerne, wenn Du Dich für unsere Berichte interessiert.» Da antwortet die Frau: «Nein, eigentlich nicht, meine Schuhe sind so nass und ich würde sie gerne mit dem Papier ausstopfen.» Sie hat die Zeitung nicht gekriegt. (mec)
- Nicht rot ist die Farbe der Liebe, sondern knallig gelb, grün und orange. Jedenfalls auf dem Heitern. Die Neon-Allzweck-Bänder signalisieren ob sie oder er «Vergeben», «Single» oder «Offen für alles» ist. Gestern animierte die Band Züri West, sein Herz zu verschenken. Für wen wohl schlagen die Herzen derjenigen mit einem eigens kreierten dreifarbigen Band? (egu)
- Der wummernde und dröhnende Bass bei Wiz Khalifas Auftritt war Fluch und Segen zu gleich. Während man einerseits das Gefühl hatte, der Bass erschüttere Knochen und Mark, hatte man komischerweise auch das Gefühl, dass es sich anfühlte wie eine wohltuende Rückenmassage.
Auf der Parkbühne wird anschliessend ein Gegenprogramm gestartet. Electropop von der britischen Band Clean Bandit regt die Menge zum Tanzen an. Im Vordergrund stehen vor allem stimmkräftige Damen, die Herren an den Instrumenten scheinen etwas schüchtern zu sein. Gemeinsam bieten sie Partysound auf eine ganz andere Art, als es zuvor auf der Lindenbühne der Fall war. Zugänglicher, aber auch um einiges harmloser. Die Leute flippen nicht gerade aus, haben aber Spass an den Songs, die durch ihre guten Chartplatzierungen bekannt sind. Bei «Symphony», bekannt durch die Stimme von Zara Larsson, singen vor allem die Mädchen im Publikum lauthals mit. Weiter geht es mit Züri West und Raf Camora & Bonez MC. Auch danach ist die Party noch lange nicht zu Ende. (schwe/lej/egu/mec)