Der Kanton unterstützt den Artenschutz-Verband BirdLife mit 150'000 Franken, wie Umweltdirektor Stephan Attiger am Jubiläumsanlass des Verbands bekannt gab. Gäste aus der ganzen Schweiz feierten den Artenschutz.
Am Samstag kamen am Klingnauer Stausee in Kleindöttingen gut 300 Gäste aus der ganzen Schweiz zur 100-Jahr-Feier der Naturschutzorganisation BirdLife zusammen. Unter ihnen auch die Aargauer Nationalratspräsidentin Irène Kälin (Grüne) und Regierungsrat Stephan Attiger (FDP).
In seiner Festrede sagte Attiger: «Wenn wir hier sind, haben wir nicht das Gefühl, dass wir in einem Naturschutzgebiet sind.» Hier habe man Industrie, Stromproduktion und Naturschutz beisammen: «Das zeigt, dass es zusammen geht.» Man dürfe das Umweltschutzgesetz nicht zurechtbiegen, zielführender seien Kompromisse.
Schliesslich eröffnete der Regierungsrat der Versammlung, dass der Kanton Aargau BirdLife mit 150 000 Franken unterstützt. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» betont Stephan Attiger, dass sich der Kanton etwa auch mit dem am Stausee liegenden Naturzentrum einbringt. «Die Zusammenarbeit mit BirdLife ist für den Kanton Aargau super. Wir haben viele Symbiosen und schliesslich ist diese Form der Kooperation für uns auch viel günstiger, als wenn wir diesen Aufwand selber leisten würden.»
BirdLife bezeichnet sich als das weltweit grösste Naturschutz-Netzwerk, allein in der Schweiz hat der Verband 68 000 Mitglieder in 450 lokalen Sektionen. Der Verband engagiert sich besonders für den Erhalt der Artenvielfalt. So hat er am Klingnauer Stausee ein Naturzentrum errichtet mitsamt Biotop mitten im Industriegebiet. Das funktioniert so gut, dass sich hier aus nächster Nähe etwa Eisvögel beobachten lassen.
Die in Schinznach lebende Nationalratspräsidentin Irène Kälin sagt, sie sei der Meinung, dass der Nationalrat mehr Geld für Naturflächen sprechen müsste. «Es braucht auch Regeln für die Schaffung von mehr Grünflächen im Siedlungsgebiet», sagt sie gegenüber der AZ. Nicht nur der Tier- und Pflanzenwelt zuliebe, «sondern auch für uns selbst, etwa wegen der Hitze».
In ihrer Ansprache betonte die höchste Schweizerin den hohen Wert der vielen ehrenamtlich geleisteten Stunden für Natur und Gesellschaft. «Die Klimakrise und die Biodiversitätskrise erfordern, dass wir zusammenstehen und gemeinsam Lösungen finden und umsetzen.»
Vielen BirdLife-Mitgliedern besonders am Herzen liegt der in Europa vor 30 Jahren beinahe ausgestorbene Wachtelkönig. Das Artenschutzprogramm, das der Verband 1996 auf dem ganzen Kontinent aufgezogen hat, gilt der Naturschutzorganisation bis heute als Meilenstein in der Geschichte von BirdLife.
Die Bodenbrüter richten ihre Nester mit Vorliebe in Wiesen ein, wo ihr Nachwuchs schnell Landwirtschaftsmaschinen zum Opfer fallen kann. Die Bemühungen haben sich bezahlt gemacht: 2020 war ein Rekordjahr mit rund 88 rufenden Männchen, im langjährigen Schnitt konnte BirdLife 34 Männchen zählen.
Um das möglich zu machen, schliesst der Verband mit Landwirten Verträge ab, dass sie in ihren Wiesen nistende Wachtelkönige schützen. Die Bauern mähen die entsprechenden Wiesen dann deutlich später als üblich, um den Vöglen ausreichend Zeit zu geben, ihre Brut sicher aufziehen zu können.
Mittlerweile hat der Verband rund 30 Artenschutzprogramme gestartet. Geschäftsführer Raffael Ayé rief den Zuhörern im grossen Festzelt zu: «BirdLife Schweiz ist hundertjährig, aber kein bisschen alt!»