Stein/Bad Säckingen
Damit Lachs, Forelle und Co. zu ihren Laichgewässern kommen: Das Rheinkraftwerk muss mehr für Fische tun

Das Rheinkraftwerk zwischen Bad Säckingen und Stein ist gesetzlich verpflichtet, den Fischaufstieg an der Anlage zu verbessern – und das bis spätestens Ende 2030. Nun hat die Betreiberin des Kraftwerks verschiedene Varianten ausgearbeitet. Massnahmen sind dabei sowohl auf deutscher wie auch auf Schweizer Seite nötig.

Nadine Böni
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In Zukunft sollen mehr Fische das Rheinkraftwerk Säckingen bei Stein überwinden können – dazu sind millionenteure Massnahmen angedacht.

In Zukunft sollen mehr Fische das Rheinkraftwerk Säckingen bei Stein überwinden können – dazu sind millionenteure Massnahmen angedacht.

Bild: Erika Bader

Das Rheinkraftwerk Säckingen zwischen der deutschen Stadt Bad Säckingen und der Gemeinde Stein soll durchlässiger werden für die im Fluss lebenden Fische. Genauer: Es muss durchlässiger werden. So wollen es die Bundesgesetze über den Schutz der Gewässer sowie die Fischerei. Analysen haben gezeigt, dass bei der Fischgängigkeit am Kraftwerk und der Staustufe Säckingen Defizite bestehen.

Für die Sanierung der Fischwanderung gilt dabei gesetzlich eine Frist bis Ende 2030. Entsprechend hat die Betreiberin der Anlage, die Rheinkraftwerk Säckingen AG, im Frühjahr 2021 eine Verfügung von der zuständigen Behörde erhalten – und in der Folge mehrere Varianten ausgearbeitet, den Fischaufstieg und -abstieg an der Anlage zu gewährleisten beziehungsweise zu realisieren. Nun liegen diese vor.

Schlitzpass und naturnahes Raugerinne

Die sogenannte Bestvariante sieht demnach auf deutscher Seite den Umbau der bestehenden Fischaufstiegsanlage am Maschinenhaus zu einem Schlitzpass vor. Auf Schweizer Seite beim Wehr entsteht hingegen auf einem Abschnitt ebenfalls ein Schlitzpass, im weiteren Verlauf aber eine naturnahe Fischaufstiegsanlage mit Raugerinne und Bachlauf. Das geht aus der Variantenstudie hervor.

Zur Erklärung: Ein Schlitzpass ist eine technische Aufstiegshilfe. Sie besteht aus aneinandergereihten Becken, die mit Öffnungen oder Schlitzen miteinander verbunden sind. Diese durchschwimmen die Fische und überwinden so die Höhendifferenz der Staustufe Becken für Becken.

Unter anderem die Kraftwerke Rheinfelden und Ryburg-Schwörstadt verfügen bereits heute über einen Schlitzpass. Untersuchungen zeigen, dass sie von deutlich mehr Fischen passiert werden als das Kraftwerk Säckingen.

Der Lachs soll durchkommen – die Grundel nicht

Profitieren sollen von den Massnahmen denn auch möglichst sämtliche Fischarten, die im Hochrhein heimisch sind. Sie führen teilweise ausgeprägte Fischwanderungen durch – etwa zwischen Laichplätzen, Ernährungs-, Ruhe- oder Überwinterungshabitaten.

Gemäss Untersuchungen kommen am Hochrhein über 35 verschiedene Fischarten vor. «Diese Artenzahl ist im Vergleich mit anderen grossen Flüssen in der Schweiz und in Deutschland hoch. Damit die Fischpopulationen erhalten bleiben, kommt der freien Durchwanderbarkeit der Fliessgewässer eine wichtige Bedeutung zu», heisst es in der Variantenstudie. Besondere Bedeutung hat sie etwa für die sogenannten Langdistanzwanderer, wie etwa für den Atlantischen Lachs.

Schwarzmeergrundeln haben sich im Rhein ausgebreitet. Sie drohen, die einheimischen Fische zu verdrängen.

Schwarzmeergrundeln haben sich im Rhein ausgebreitet. Sie drohen, die einheimischen Fische zu verdrängen.

Bild: zVg

Hingegen sollen sie für andere Fische nach Möglichkeit durchaus ein Hindernis darstellen: die invasiven Neozoen, also gebietsfremde Tierarten, wie etwa die Schwarzmeergrundeln, die sich in den vergangenen Jahren rheinaufwärts ausgebreitet haben. Am Kraftwerk Rheinfelden wird derzeit mit einer im Schlitzpass eingebauten Stahlblechkonstruktion untersucht, ob eine Aufwanderungssperre realisierbar ist. Die Erkenntnisse daraus sollen in die weiteren Planungen beim Kraftwerk Säckingen einfliessen.

Baukosten betragen mehrere Millionen Franken

Die Variantenstudie ist öffentlich einsehbar und liegt noch bis zum 2. Juni bei der Kantonsverwaltung in Aarau, auf der Gemeindeverwaltung in Stein sowie beim Bundesamt für Energie in Bern öffentlich auf.

Die Baukosten für die modernen Fischaufstiegshilfen belaufen sich gemäss heutigen Schätzungen auf rund 18 Millionen Franken. In einem nächsten Schritt prüfen nun die zuständigen Behörden – in der Schweiz das Bundesamt für Energie, in Deutschland das Regierungspräsidium Freiburg – die Variantenstudie. Anschliessend startet die Erarbeitung des Eingabeprojekts.