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Weil Restaurants während der Pandemie ab 19 Uhr schliessen müssen, bleiben Zusatzverkäufe und Gänge-Menüs aus. Die Gastronomie im Fricktal leidet – der Mumpfer «Anker» stellt den Betrieb gar vorläufig ein.
Es ist ein schwerer Schlag für die Fricktaler Gastronomen: Seit Sonntag müssen sie ihre Restaurantbetriebe bereits ab 19 Uhr schliessen. Einer, der mit dieser Sperrstunde die ersten Erfahrungen machte, ist Ralph Scherz, Wirt vom «Pöstli zum Mönch» in Münchwilen. «Die Zusatzgeschäfte, von denen wir leben, fallen dadurch weg», sagt er. Damit meint er etwa die Süssspeisen, den Kaffee oder den Verdauungsschnaps, den seine Gäste zum Abschluss in Anbetracht der frühen Sperrstunde nicht mehr konsumieren können.
«Unter der Woche kommen die Gäste ja in der Regel nicht schon um 17, sondern eher um 18 Uhr, weil sie arbeiten müssen. Da reicht die Zeit für ein mehrgängiges Menü einfach nicht mehr», sagt Scherz. Kommt hinzu, dass die Schlagzahl in der Küche ansteigt, weil die Gäste sich nicht über den Abend verteilen, sondern die Bestellungen geballt innerhalb eines engen Zeitraums in der Küche eintreffen.
Wenn alle miteinander kommen, länger auf ihr Essen warten und dann gleich wieder gehen müssen, konsumieren sie viel weniger, doppelt Kurt Treier, Inhaber der Magdener «Blume», nach. «Dann bleibt halt auch die Flasche Wein zum Essen aus.» Treier stellt die Frage, weshalb der Bund die Sperrstunde nicht auf 21 Uhr gelegt hat. «Damit hätten wir noch leben können», sagt er und schätzt seinen Umsatzeinbruch unter dem jetzigen Regime auf rund 50 Prozent.
Deutliche Worte für die Sperrstunde ab 19 Uhr findet Sepp Hohler, Wirt des «Anker» in Mumpf. «Uns wurde die wirtschaftliche Grundlage unter den Füssen weggezogen.» So habe man bisher das Mittags- und Nachmittagsgeschäft mit dem Abend querfinanziert. Mit der jetzigen Regelung zahle man für den Betrieb des Restaurants sogar drauf. «Wir schliessen deswegen unseren Betrieb ab diesem Samstag und machen ihn erst wieder auf, wenn die Sperrstunde ab 19 Uhr aufgehoben wird», sagt er. Bis Freitag lässt Hohler den «Anker» täglich bis 14 Uhr geöffnet, «damit ich die restlichen Lebensmittel noch verarbeiten kann».
Die Öffnungszeiten über den Nachmittag ausgedehnt hat jüngst Rolf Lenzin, Inhaber des «Ochsen» in Wölflinswil. «Ich habe gedacht, vielleicht kommt noch der eine oder andere, der Menschenansammlungen meiden will, für ein frühes Abendessen», sagt er.
Lenzin verhehlt nicht, dass das Geschäft so für ihn unrentabel sei. Besonders die Ungewissheit darüber, welche weitere Massnahmen der Bundesrat beschliesst, sei kräftezehrend und verursache ein Riesenchaos. «Eigentlich müsste ich jetzt Ware für das Wochenende bestellen – doch wer weiss, ob ich vielleicht nicht schon am Samstag den Betrieb komplett zumachen muss.»
Lenzin bietet im «Ochsen» auch Essen zum Mitnehmen an – Take-away-Angebote sind gemäss Beschluss bis 23 Uhr gestattet. Dieses Angebot bezeichnet er aber als einen Tropfen auf den heissen Stein. «Damit kann man vielleicht einen Imbiss-Wagen finanzieren, aber kein Restaurant», sagt er. Bei Take-away ginge es ihm mehr auch darum, zu vermeiden, dass er Lebensmittel wegwerfen müsse.
Auch die «Blume» setzt auf Essen zum Mitnehmen. «Einige nutzen das Angebot. Einen riesigen Run gibt es deswegen aber nicht», sagt Kurt Treier.
Ebenso ist Ralph Scherz derzeit bemüht, sein Take-away-Angebot weiter auszubauen. Etwas Respekt davor habe er schon. «Man muss sich gut einrichten. Wenn die Gäste im Restaurant 20 Minuten auf ihr Essen warten, ist das in Ordnung, beim Take-away muss es sofort raus an den Kunden», so Scherz.
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