Region
Zecken und Borkenkäfer machen sich nichts aus Schnee und Kälte

Das Fricktal gilt als Hotspot für Zecken und Borkenkäfer. Hoffnung, dass der verhältnismässig harte Winter die Populationen eindämmt, ist allerdings kaum berechtigt. Sowohl Spinnentier als auch Käfer sind ziemlich kälteresistent.

Nadine Böni
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Die derzeitigen Temperaturen können den Zecken wenig anhaben, sie sind Meister im Energiesparen.

Die derzeitigen Temperaturen können den Zecken wenig anhaben, sie sind Meister im Energiesparen.

Keystone

Manch ein Piepmatz tut sich derzeit schwer, unter der Schneedecke Nahrung zu finden und leidet entsprechend. Bei der Vogelpflegestation in Möhlin etwa wurden in den vergangenen Tagen gleich mehrere geschwächte Greifvögel abgegeben und Tierschützer empfehlen, Kleinvögel mit Futter zu unterstützen. Anderen Tieren hingegen können Kälte und Schnee kaum etwas anhaben. Dazu gehören Borkenkäfer und Zecken.

Das Fricktal gilt für beide Krabbeltiere als Hotspot. Die Region ist bereits seit Jahren als Risikogebiet für Infektionen mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bekannt, die von Zecken übertragen wird. Der Borkenkäfer seinerseits sorgte dafür, dass sowohl 2019 als auch 2020 jeweils Tausende Kubikmeter Käferholz aus den Wäldern geräumt werden mussten. Die Hoffnung, dass der verhältnismässig harte Winter nun die Populationen von Zecken und Borkenkäfern eindämmt, ist allerdings kaum berechtigt.

Zecken fahren ihre Körperfunktionen runter

«Borkenkäfer sind sehr resistent gegen Kälte und Schnee», sagt Urs Steck, Förster und Abteilungsleiter Wald und Landschaft der Gemeinde Möhlin. Ein Kältetod droht ihnen erst bei Temperaturen unter minus zehn Grad Celsius – und das über mehrere Wochen. Unter sieben Grad Celsius verfallen sie lediglich in eine Kältestarre, um dann bei 15 Grad Celsius wieder aktiver zu werden und ab Temperaturen von 17 Grad Celsius auszuschwärmen.

Die Zecken wiederum reduzieren bei Temperaturen unter acht Grad Celsius ihre Körperfunktionen auf ein Minimum und verharren solange am Boden in der Streuschicht oder in der Laubschicht des Waldes, bis der Frühling mit milden Temperaturen ins Land zieht. «Zecken sind Meister im Energiesparen und wahre Überdauerungskünstler», sagt Werner Tischhauser, Zeckenexperte der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Vizepräsident der Liga für Zeckenkranke Schweiz.

Die aktuellen Temperaturen und Schneefälle dürften den Zecken kaum etwas anhaben können. «Zeckennymphen sterben erst ab, wenn sie über mehrere Tage Temperaturen von minus 15 Grad Celsius ausgesetzt sind. Liegt eine geschlossene Schneedecke, sinkt die Temperatur dort, wo die Zecken in der Winterstarre ausharren, nie auf so tiefe Werte», sagt Tischhauser. Und weiter:

«Der aktuelle Winter ist sicher kein Problem für Zecken.»

Ähnlich sieht es bei den Borkenkäfern aus. Hier würden ein nasskalter Frühling und regelmässige Niederschläge im Sommer helfen, die Population einzudämmen. «So könnten sich die Bäume erholen und kämen in keinen Stress», sagt Förster Urs Steck. Wichtig sei es ausserdem jetzt auch, das durch den starken Schneefall beschädigte Holz wie umgestürzte Bäume oder abgebrochene Wipfel und Äste aus den Wäldern zu räumen. Hier drohe schnell ein Befall. «Wird dieses Holz nicht rechtzeitig geräumt, wird der nachfolgende Befallsdruck auf stehende Fichten erneut gross sein», so Steck.

Jetzt ist die Zeit für die Zeckenimpfung

Zeckenpopulationen hingegen können nicht gezielt eingedämmt werden – «ausser man überbaut alle offenen Grünflächen und Wälder», wie Tischhauser schmunzelnd sagt. Für die in der Schweiz am häufigsten vorkommende Zeckenart, den «gemeinen Holzbock», stünden wichtige Umweltfaktoren günstig. Und: Zecken profitierten direkt oder indirekt von den durch Menschen verursachten Veränderungen in der Umwelt. Viel wichtiger erscheint Tischhauser deshalb, das Impfbüchlein zu prüfen. «Um im Frühling zu Beginn der nächsten Zeckensaison vor einer FSME-Infektion geschützt zu sein, müsste man sich jetzt impfen lassen.»