Rund vier Tonnen Kirschen ernten Hansruedi und Zita Burkart aus Obermumpf diese Saison. In den nächsten zweieinhalb Wochen kämpfen sie auf ihrer Plantage gegen Hitze und die Kirschessigfliege an. Sie erwarten eine Topqualität – und trotzdem gibt es etwas, das ihnen ziemlich sauer aufstösst.
Der Gang auf ihre fussballfeldgrosse Plantage am Rande von Obermumpf bereitet Hansruedi Burkart und seiner Frau Zita derzeit viel Freude. Kein Wunder, fahren sie doch dieser Tage die – im wahrsten Sinne des Wortes – Früchte ihrer Arbeit ein.
«Kordia», «Merchant» oder «Techlovan» heissen die Kirschen, die auf der gedeckten Anlage seit dem 14. Juni im Körbchen landen – und damit knapp zwei Wochen früher als in einer gewöhnlichen Saison. Hansruedi Burkart sagt zum frühen Erntestart:
«Das ist gut. Dann kommen die Früchte auf den Markt, noch bevor die ersten Leute in die Sommerferien verreisen.»
Gemäss Daniel Schnegg, Obstbau-Spezialist vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, habe die warme Witterung nach dem milden Winter für ein frühe «Bluescht» und damit für eine frühe Reife der Kirschen gesorgt. Zwar hätte der Frost Ende März und Anfang April den Blüten etwas zugesetzt, aber nur in einem solchen Mass, dass ein Überbehang auf natürliche Weise vermieden wurde.
Dies ist auch auf der Anlage von Burkarts der Fall. Der Behang ist teilweise eher etwas reduziert – die einzelnen Früchte sind dafür umso grösser. Hansruedi Burkart sagt:
«Ich rechne mit einer Ernte von vier Tonnen. Es gab auch schon Jahre, da hatte ich sechs, andererseits auch mal nur drei.»
Dafür sei die Qualität der Früchte hervorragend. Dies, weil sie aufgrund des geringen Behangs mehr Energie aufnehmen und dadurch ein noch wohlschmeckenderes Aroma entwickeln konnten.
Zwischen 10 und 13 Personen aus Obermumpf und den umliegenden Dörfern helfen den Burkarts bei der Ernte. Zur Arbeit der Erntehelfenden gehört etwa das Bestimmen des Kalibers – sprich des Umfangs der Kirschen. Hierzu dient eine Schablone mit Löchern mit verschieden grossen Durchmessern. Tendenziell erhalten Burkarts umso mehr, je grösser die Kirschen sind. «Den besten Preis gibt es ab einer Grösse von 28 Millimetern», sagt Hansruedi Burkart.
Bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius in den letzten Tagen war die Ernte in der gedeckten Anlage eine schweisstreibende Arbeit. Zita Burkart sagt:
«Wir sind froh und dankbar um die Unterstützung der Helferinnen und Helfer. Allein würden wir nicht nachkommen.»
Auch müssen die Erntehelfenden diejenigen Kirschen aussortieren, die kleine Beschädigungen und eingedrückte weiche Flecken an der Oberfläche aufweisen. Denn dies sind zumeist Anzeichen der Kirschessigfliege, die ihrer Eier gern in den süssen Früchten ablegt. Doch die Aktivität des Schädlings hielt sich die letzten Tage in Grenzen. «Durch das heisse Wetter sind die Männchen lahm», sagt Hansruedi Burkart.
Gegen den Schädling schützen Burkarts ihre Kirschen mit einem feinmaschigen Insektennetz. Dieses befindet sich aber nur seitlich an der Anlage, nicht jedoch darüber. Wäre dies der Fall, bestünde die Gefahr, dass sich die Hitze zu sehr in der Anlage staue und so die Qualität der Kirschen mindere, erklärt Hansruedi Burkart.
So gut die Kirschen von Burkarts schmecken, so fade ist für sie der Beigeschmack, den das Verhalten der Grossverteiler hinterlässt. «Letzte Woche, als bei uns die Ernte startete, bekamen wir mitgeteilt, dass ein Überangebot auf dem Markt bestehe», sagt Zita Burkart.
Die Importkirschen derzeit stossen Burkarts sauer auf – nicht nur, weil sie den Preis drücken, sondern auch, weil damit eine mangelnde Wertschätzung gegenüber einem im Inland mit viel Aufwand produzierten Produkt mitschwinge.