Der ausgebaute Dachboden von Sonja Wunderlin und Gabriel Kramer in Laufenburg dient nicht zum ersten Mal als Bühne für Live-Musik. In kleinem, fast privatem Rahmen können die Zuschauer ausgesuchte Musik erleben. Die Formation Schellmery entführte am Sonntag mit ihrer Musik ins Mittelalter.
Am Morgen sangen sie sich bereits bei einer Veranstaltung in Oltingen warm, am Abend präsentierten sie dann bei dem Hauskonzert im Bifang 11 ihr Können. «Schellmery» heisst in altem Berndeutsch «Schelmerei», es bedeutet aber auch «Klanggeschichten». Das trifft zu, denn eine Menge Instrumente wurden zum Klingen gebracht und damit Geschichten aus alten Zeiten erzählt.
Es ist bereits das 30. Hauskonzert, das Wunderlin und Kramer, auch bekannt als das Musikduo Wunderkram, in ihrem Privathaus ausrichteten. Das erste fand 2013 statt und die Idee entstand aus alten WG-Zeiten, erklärt Wunderlin. Bei dem Konzert am Sonntag stand die Hausbesitzerin selbst mit auf der Bühne.
Schellmery spielte vor gut 25 Zuschauern, die den ausgebauten Dachboden auch gut füllten: Kein Stuhl war mehr frei. Schon die ersten Klänge führten die Zuhörer in vergangene Zeiten. Kein Wunder, sind auch die Instrumente allesamt von alter Herkunft.
Sängerin Sarah Wauquiez spielte hauptsächlich die keltische Harfe und die Drehleier, aber auch verschiedene Föten. Olaf Kirchgraber spielte eine irische Bouzouki und unterstütze mit Fussschellen im Bereich Percussion. Wunderlin spielte neben der Schäferpfeife, die stark an den Klang eines Dudelsacks erinnert, auch Schalmei und Daf, eine orientalische Handtrommel.
Gesungen haben alle Mitglieder der Formation. Manchmal zweistimmig, mal alle zusammen, dann wieder einzeln. Dazu rhythmische Klänge und Töne, die sicher nicht alltäglich sind. Hier ein Schnarren, dort ein Zirren. Es klopft, pfeift und ratscht. Von gut 20 Instrumenten wurden im Laufe des Konzerts eingesetzt und lieferten besondere Klangerlebnisse.
Unterstützt wurde das Trio von Percussionist Joâo Vasco Alves de Almeida, der neben dem Cajon auch allerlei andere Rhythmusinstrumente dabei hatte. Zusammen entführte das Ensemble die Zuhörer in alte Zeiten vom frühen Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert.
Aber nicht nur die Instrumente waren eine Besonderheit, sondern auch die Vielfalt der gesungenen Sprachen: altes Schweizerdeutsch, Latein, Italienisch, Mittelhochdeutsch, Altfranzösisch oder Altspanisch. Erzählt werden Geschichten von Bauern und Spielleuten, Landvögten und Säufern. Wichtig ist ihnen, dass es historische Texte sind, die entweder zu schon vorhandenen oder neu komponierten Melodien gesungen werden.
An diesem Abend gab es gleich mehrere Premieren von Liedern, die sie vorher noch nicht gespielt hatten. «Ihr seid unsere Versuchskaninchen», sagte Sonja Wunderlin, aber das störte das Publikum nicht. Genauso wurde verziehen, wenn die Choreografie nicht ganz sauber war und Wauquiez noch vorm Mikro stand, als Kirchgraber auf seinen Gesangseinsatz wartete. Man nahm es mit Humor und setzte einfach nochmals an.
So ging nach gut 75 Minuten ein kurzweiliges Konzert zu Ende. Im Anschluss gab es noch Tee, Gebäck und das eine oder andere Gespräch unter dem Dach.