Landwirtschaft
«Wir werden Mühe haben, die Früchte gesund zu halten»: Nässe und Kälte machen Obstproduzenten zu schaffen

Das regnerische und kühle Frühjahr macht dem Obstbau zu schaffen. Nach den Frostnächten Anfang April droht nun neues Ungemach: die Gefahr für einen Pilzbefall während der «Bluescht» ist gross – und das hätte Auswirkungen auf die gesamte Ernte von Äpfeln bis Kirschen. Entsprechend ergreifen die Obstproduzentinnen und -produzenten Massnahmen.

Nadine Böni
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Wärmeres Wetter wäre ihm während der «Bluescht» eigentlich lieber, aber Obstproduzent Andy Steinacher bleibt auch dieses Jahr optimistisch.

Wärmeres Wetter wäre ihm während der «Bluescht» eigentlich lieber, aber Obstproduzent Andy Steinacher bleibt auch dieses Jahr optimistisch.

Bild: Sandra Ardizzone

Es ist ein anspruchsvolles Frühjahr für die Obstproduzentinnen und Obstproduzenten in der Region. Anfang Monat noch machten ihnen Frostnächte zu schaffen. Respektive raubten ihnen den Schlaf.

Wie etwa Andy Steinacher, SVP-Grossrat und Präsident der Aargauer Obstproduzenten. Auf seinem Betrieb in Schupfart ging er, wie viele andere Produzenten auch, mehrmals zu später Stunde in die Obstbaumanlagen, um Frostkerzen und Öfen zu entzünden. Immerhin: Grössere Schäden konnten so verhindert werden.

Nun, einige Wochen später, hat das Wetter umgeschlagen. Es herrscht derzeit «Westwindwetter», wie Steinacher sagt. Das hat den Vorteil, dass es keine Bise gibt und dass Frost, zumindest für den Moment, kein Thema ist. Dafür ziehen immer neue Wolken von Westen her über das Fricktal, sorgen für Regen, verbunden mit kühlen Temperaturen. Und das bringt für die Obstproduzenten gerade in der Zeit der Blust Nachteile und Herausforderungen. Auch wenn Steinacher betont: «Grundsätzlich hat der viele Regen der Natur sicher gut getan. Es war zuvor viel zu trocken.»

Wegen Regen droht Fäulnis

Aber eben: Mit dem Regen und der Feuchtigkeit kommt auch der Krankheitsdruck in den Obstbaumanlagen. «Die Gefahr, dass die offenen Blüten von Pilzen oder Krankheiten befallen werden, ist unter diesen Bedingungen etwa doppelt so hoch wie in einem trockenen und warmen Frühjahr», sagt Andy Steinacher. Daniel Schnegg, Experte für Obstbau beim Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, bestätigt das und erklärt:

«Ist eine Blüte über längere Zeit nass, kann es zu Infektionen kommen.»

Und das kann noch Monate später zu gewaltigen Schäden führen. Bekannt ist etwa die sogenannte Kelchfäule bei Äpfeln. «Die Äpfel erscheinen dabei äusserlich zwar gesund, haben aber ein faules Kerngehäuse», sagt Schnegg. Im Lager kann sich der Pilz auch auf das Fruchtfleisch und gesunde Äpfel ausbreiten. Auch bei Kirschen und anderen Obstsorten gibt es ähnliche Infektionskrankheiten. Steinacher sagt denn auch:

«Wir werden Mühe haben, die Früchte gesund zu halten.»

Die Obstproduzenten ergreifen deshalb bereits Massnahmen. Es gilt, das richtige Intervall bei der Behandlung der Bäume zu finden, denn: Ob biologisch oder konventionell – der Einsatz an Pflanzenschutzmitteln steigt, wenn es viel regnet. «Die Faustregel lautet: Nach 20 bis 30 Millimetern Niederschlag ist der Pflanzenschutzmittelbelag weg, und es muss wieder gespritzt werden», sagt Daniel Schnegg. Er betont dabei, dass es sich «um nützlingsschonende Mittel» handle und umgekehrt in Trockenperioden etwa im Sommer weniger gespritzt werde.

Trotz allem könnte die Ernte gut werden

Derzeit aber ist der Aufwand zum Schutz der Blüten und Früchte deutlich höher als in einem trockenen und warmen Frühjahr. Daneben bringt das kühle und nasse Wetter noch weitere negative Auswirkungen. Bienen etwa fliegen nicht oder nur eingeschränkt – und tragen so weniger zur Bestäubung bei. «Im Obstbau können wir hier aber nachhelfen: Hummeln und Wildbienen sind weniger empfindlich und fliegen auch bei tieferen Temperaturen», sagt Andy Steinacher.

Überhaupt bleibt er optimistisch, was die diesjährige Ernte angeht. Bis jetzt sei es gelungen, die Schäden in Grenzen zu halten. «Ich gehe daher, Stand jetzt, von einer mengenmässig normalen Ernte aus», so Steinacher. Für die Qualität der Früchte kann es derweil sogar ein Vorteil sein, wenn der Behang am Baum nicht ganz so gross ist – Kirschen beispielsweise werden so nämlich grösser und enthalten mehr Zucker.