Fricktal
«Das kann schnell zu brenzligen Situationen führen»: Die Polizei erklärt, weshalb E-Bikes gefährlich sein können

In den vergangenen Tagen kam es schweizweit gleich zu mehreren Unfällen mit E-Bikes, teilweise mit tragischen Folgen. Die Polizei erklärt, weshalb Umgang mit den elektromotorisierten Zweirädern so gefährlich sein kann – und gibt Tipps, wie brenzlige Situationen vermieden werden können.

Nadine Böni
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Auch im Fricktal kommt es immer wieder zu Unfällen mit E-Bikes, wie hier 2017 bei Zeiningen.

Auch im Fricktal kommt es immer wieder zu Unfällen mit E-Bikes, wie hier 2017 bei Zeiningen.

zvg

«E-Bike-Fahrer baut Selbstunfall», «Mann bei E-Bike-Unfall schwer verletzt» und «Nach Sturz: E-Bike-Fahrerin erliegt ihren Verletzungen». Es sind dies nur einige Schlagzeilen aus den vergangenen Tagen. Sie machen deutlich: Immer wieder kommt es auf den Schweizer Strassen zu schweren Unfällen mit E-Bikes, teilweise mit gravierenden Folgen.

Auch die Aargauer Kantonspolizei hat allein seit Februar über mindestens ein halbes Dutzend Unfälle mit E-Bike-Lenkerinnen und -Lenkern berichtet. So stürzte etwa Mitte März in Möhlin eine E-Bike-Lenkerin schwer.

Fehleinschätzungen bei Velo- und Autolenkern

«Es sind verschiedene Faktoren, die dazu führen, dass es gerade mit E-Bikes immer wieder Unfälle gibt», sagt Hansueli Loosli, Chef der Regionalpolizei Unteres Fricktal. Einerseits gäbe es Velofahrerinnen und Velofahrer, welche die Geschwindigkeit eines E-Bikes nicht gewohnt und entsprechend überfordert seien. Andererseits aber auch Autolenkerinnen und Autolenker, die E-Bikes und deren Geschwindigkeiten falsch einschätzen. «Auch das kann schnell zu brenzligen Situationen führen», sagt Werner Bertschi, Chef der Regionalpolizei Oberes Fricktal.

Wer die Unfallmeldungen genauer anschaut, dem fällt auf: Betroffen sind öfters ältere Menschen. Wo die Gründe dafür liegen, darüber können Loosli und Bertschi nur spekulieren – wobei einige Vermutungen durchaus naheliegend sind. Loosli sagt:

«Mit E-Bikes sind Menschen unterwegs, die zuvor teilweise jahrelang nicht mehr Velo gefahren sind.»

Entsprechend fehlen nicht nur die Erfahrung und Praxis auf einem Zweirad, sondern auch im Umgang mit einem Velo mit Elektromotor. Und dieses birgt aufgrund von Gewicht, Beschleunigung sowie Tempo und dem damit verbunden längeren Bremswegen eben besondere Herausforderungen. «Hinzu kommt eine im Alter womöglich veränderte körperliche Konstitution – etwa eine schlechtere Reaktionsfähigkeit oder ein beeinträchtigter Gleichgewichtssinn», so Bertschi. Eine gefährliche Kombination.

Polizei empfiehlt Kurse und Üben

Die Empfehlungen der Polizei – unabhängig vom Alter der E-Bike-Fahrerin oder des -Fahrers – sind deshalb klar und beginnen schon bei der Anschaffung. «Das E-Bike muss über die notwendigen Komponenten verfügen, die ein sicheres Fahren auch bei höheren Geschwindigkeiten ermöglichen», sagt Bertschi. So könne beispielsweise ein E-Bike mit Vorderrad-ABS und Hinterrad-Abheberegelung durchaus Sinn machen.

Und dann heisst es: Üben, üben, üben. Verschiedene Organisationen wie etwa Pro Velo, Pro Senectute oder auch der Touring Club Schweiz (TCS) bieten Fahrkurse an. Aber auch allein kann trainiert werden, wenn immer möglich auf geschütztem Gelände wie einem leeren Parkplatz. Bertschi erklärt:

«Wer Verkehrsmanöver immer wieder übt, reagiert im Notfall meist automatisch richtig.»

Der Verkehrs-Club der Schweiz und die Beratungsstelle für Unfallverhütung haben zum Umgang mit E-Bikes eine Broschüre herausgegeben, die wichtige Informationen und Tipps gibt. Genannt werden dort auch Regeln, die für Lenkerinnen und Lenker von Velos ohne Motor ebenso zählen wie für E-Bikes: Sich sichtbar machen – das heisst: Das Licht auch am Tag einschalten und Kleidung mit hellen, leuchtenden Farben, reflektierende Materialien oder eine Leuchtweste tragen. Und natürlich: Fahren immer mit Helm.