Suche nach Stammzellenspender Wehr (D)
332 potenzielle Spenderinnen und Spender: Eine Welle der Hilfsbereitschaft für den leukämiekranken Dylan

Der elfjährige Leukämiekranke aus dem deutschen Wehr sucht einen Stammzellenspender – und viele wollen helfen: Die Typisierungsaktion war jetzt ein voller Erfolg. Ob der «genetische Zwilling» darunter ist, der als Spender in Frage kommt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Freunde und Verwandte der Familie hoffen es sehr.

Hrvoje Miloslavic
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Auch sie wollen Dylan helfen: Emanuel Damiano und Fabio Riolo (von links) beim Wangenabstrich in der Öflinger Sporthalle.

Auch sie wollen Dylan helfen: Emanuel Damiano und Fabio Riolo (von links) beim Wangenabstrich in der Öflinger Sporthalle.

Hrvoje Miloslavic

Trostlos war am Samstag in Wehr-Öflingen (D) lediglich das Wetter. Voller Hoffnung dagegen war die rund 60-köpfige Helfergruppe, die in Zusammenarbeit mit der Deutsche Knochenmarkspenderdatei GmbH (DKMS) eine Registrierungsaktion für den an Leukämie erkrankten elfjährigen Dylan Lupo aus Wehr organisiert hatte. 332 Menschen waren dem Aufruf gefolgt, um sich registrieren und auf die Eignung als Spender für eine Stammzellentransplantation prüfen zu lassen.

Mit 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren die DRK-Ortsvereine von Wehr und Öflingen vor Ort. In engem Kontakt mit dem lokalen DRK stand Carmen Horvatic. Die Gemeindereferentin der katholischen Seelsorgeeinheit begleitet die Familien Lupo seit der Erkrankung Dylans 2020. «Es stand damals gerade seine Erstkommunion an», erinnert sich Horvatic. «Dann brach die Krankheit aus.»

Gross seien Hoffnung und Freude gewesen, als nach der erfolgreichen Chemotherapie die Erstkommunion im März nachgefeiert werden konnte. Dann in Sommer die Hiobsbotschaft: Der Blutkrebs war zurückgekehrt. Helfen kann Dylan jetzt nur noch eine Stammzellentransplantation.

Glücklichere Tage: der leukämiekranke Dylan (Mitte) umgeben von seinen Eltern und seinen beiden jüngeren Brüdern.

Glücklichere Tage: der leukämiekranke Dylan (Mitte) umgeben von seinen Eltern und seinen beiden jüngeren Brüdern.

zvg

Sorge und Müdigkeit stehen Adriano Mazzeo ins Gesicht geschrieben. In der Rekordzeit von wenigen Wochen nach Bekanntgabe des Krankheitsrückfalls hat der Onkel von Dylan mit der Familie und vielen Freunden die Typisierungsaktion organisiert, Spenden gesammelt und Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Insgesamt 60 Personen haben sich im Initiativ- und Helferkreis zusammengefunden, der nicht nur der engere Familie Dylans beistand, sondern am Samstag auch die Versorgung der Besucher mit Getränken, Kuchen und Wurstwecken übernahm.

Gut, wenn viele Italiener sich registrieren lassen

«Es ist wahrscheinlicher, den genetischen Zwilling in derselben Ethnie zu finden», erläutert Nicola Wenderoth vom Team Spendergewinnung der DKMS. Entscheidend sei es, an Stammzellen von einer gewebeverträglichen Person mit möglichst vielen HLA-Merkmalen (Human-Leukocyte-Antigen) zu kommen. «Natürlich können auch Deutsche geeignet sein», so Wenderoth. «Es steigen aber die Chancen, wenn möglichst viele Italiener zur Registrierung kommen.»

Erhöhte Chancen, als Stammzellenspender in Frage zu kommen, hatten somit der Emanuel Damiano und Fabio Riolo. Die beiden italienischstämmigen Männer sind Bekannte der Familie Lupo. «Selbstverständlich war ich gleich dazu bereit», betont Emanuel. Und Fabio fügt hinzu:

«Ich hoffe sehr, dass Dylan damit geholfen werden kann.»

«Dass gerade heute ein Spender für Dylan gefunden wird, ist eher unwahrscheinlich», bremst Wenderoth allzu ungebremsten Optimismus. Viel entscheidender sei es im Interesse von ­Erkrankten wie Dylan, dass möglichst viele Daten in das Zentrale Knochenmarkspender-Register eingespeist würden.

Dylans Chancen stehen gar nicht schlecht

In bis zu sechs Wochen könne mit der Auswertung der Typisierung gerechnet werden. Obwohl die Suche nach einem «genetischen Zwilling» bisweilen einem Lotteriespiel gleicht, stünden Dylans Chancen gar nicht schlecht: «Bis zu 80 Prozent finden einen Spender», sagt Wenderoth.