Zum 1. Mai, wenn die Fährverbindung nach Bad Säckingen aufgeht, erscheint auch die Mumpfer Jahreschronik. Von 1999 bis 2013 in Buchform publiziert, ist jetzt das Internet das Medium. Dass es zur Online-Neuauflage gekommen ist, hat mit dem Projekt der Gemeinde zu tun, dem an Wikipedia angelehnten Geschichtslexikon Wikimumpf.
Es ist Tradition in Mumpf. Wenn am 1. Mai die Fährverbindung zwischen der Fricktaler Gemeinde und Bad Säckingen aufgeht, wird in der Jahreschronik «Mumpfer Fähri» auch immer zurückgeschaut auf das vergangene Jahr. Und die Chronik verzeichnet so ziemlich alles, was Mumpf im Vorjahr beschäftigt hat – zum Lesen, Schmunzeln und Blättern.
Das wird auch wieder an diesem 1. Mai so sein. Sie lesen und darüber schmunzeln kann man nach wie vor. Aber darin blättern nicht mehr. Denn die «Fähri» erscheint in elektronischer Form, als «Fähri digital» und als Nachfolgerin der zwischen 1999 und 2013 gedruckten und auch aus Kostengründen eingestellten Dorfchronik.
Gerhard Trottmann ist einer von vieren, die für die virtuelle «Fähri» verantwortlich zeichnen. In der 2022er-Ausgabe stehen Berichte von der Coronapandemie, vom Postleitzahlenfest und von der Museumssaison drin. Es finden sich darin Beiträge zum Karriereende von Schwimmstar Yannick Käser, zur Sportlerehrung des Kanuten Simon Brem und zum ersten Herbstmarkt in Mumpf.
Und es ist ein Link auf die SRF-Radiosendung verzeichnet, die am 28. März ausgestrahlt worden ist und das Projekt «Wikimumpf», das Online-Lexikon der Gemeinde, vorstellt. Denn erst mit dessen Beginn, Anfang 2021, nahm auch die Publikation der «Fähri» wieder Fahrt auf. Zuvor, nach 2013, war die Publikation zum Erliegen gekommen.
Trottmann ist zwar jemand, der sagt, er sei eigentlich «kein Digitalmensch» und habe beim Lesen «lieber etwas in der Hand». Dennoch kam eine neuerliche Publikation der Chronik in Buchform nicht mehr in Betracht. Aber warum nicht online und mit den Möglichkeiten, die das Medium Internet dem Buchdruck voraus hat?
Das Team um Trottmann war von der Idee angetan. Machte sich sogar die Zusatzarbeit, die für die Jahre ab 2014 fehlenden Aufarbeitungen zum Dorfgeschehen nachträglich zu recherchieren, zu verfassen und auf der Internetseite https://wiki.mumpf.ch aufzuschalten.
Dorfgeschichte im Internet – nach zwei Jahren Wikimumpf ist Trottmann überzeugt, dass das funktioniert. Er sagt:
«Wir haben von überall her Zugriffe auf die Website, auch aus Australien und Amerika.»
Die Vorstellung, dass so auch geschichtliche Quellen, für die man früher ein Archiv hätte aufsuchen müssen, für alle frei Haus und bequem zugänglich werden, reizt ihn. Via Wiki seien auch schon einige Inputs von aussen gekommen, erzählt er: Hinweise auf bisher Unerforschtes oder illustre Personen aus der Mumpfer Geschichte, die noch niemand auf dem Schirm hatte.
Dabei wird beim Stöbern durch das Online-Lexikon schon jetzt deutlich: Die Mumpfer Historie ist schillernder, als man denkt – ob als Solbäder-Kurort, Standort von gleich drei Uhrenfabriken oder Magnet sogar für Basler Badegäste, die in den 1930er-Jahren das Mumpfer Rheinstrandbad zu schätzen wussten. «Wir haben eine lange und turbulente Geschichte hinter uns», sagt Gerhard Trottmann. Viel Stoff also weiterhin für Wikimumpf.