«Judo goes Orient» unterstützt im Rahmen der Europa Orient Rallye verschiedene Hilfsorganisationen auf ihrem Weg nach Abu Dhabi.
Etwa drei Wochen fahren sie von Mannheim bis in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dies ohne Navi, fast nur auf Seitenstrassen und ohne entsprechende Sprachkenntnisse. Das Team «Judo goes Orient» ist dieses Jahr zum zweiten Mal bei der Europa Orient Rallye dabei, auch wenn sich die Aufstellung ein wenig verändert hat.
Dieses Jahr starten Andreas Schmid, sein Bruder Philipp Schmid, Roger Hofer, Joél Berger, Yanik Wechsler und Lukas Küchler. Auf die Idee kamen sie, als sich, vor nicht ganz vier Jahren, Roger Hofer etwas Aussergewöhnlicheres zu seinem 50. Geburtstag wünschte.
«Ich wollte von meinen Judo-Kameraden nichts Materielles, sondern Zeit mit ihnen». So stiess die Judo-Gruppe auf die Europa Orient Rallye. Dieses Jahr starten sie zum 30. Geburtstag des diesjährigen Teamcaptains Andreas Schmid und bereiten sich seit diesem Frühling auf den Event 2020 vor.
Die Europa Orient Rallye ist ein karitativer Anlass. Alle Autos werden im Zielland verkauft und der Gewinn gespendet. Abgesehen davon, suchen sich alle Teams zusätzliche Hilfsorganisationen und unterstützen diese auf ihrer Reise durch den Nahen Osten. «Wir haben zwei konkrete Projekte, die wir unterstützen werden», erzählt Andreas Schmid.
«Eines ist ein Waisenhaus in Piatra Neamt, Rumänien. Den Besitzer kennen wir persönlich. Er hat das Waisenheim selbst aufgebaut und nimmt jährlich ein bis zwei Waisenkinder bei sich auf. Das zweite ist ein Kinderheim in Trjawna, Bulgarien.» Diese beiden Orte werden aber nicht die einzigen sein, denen sie etwas Gutes tun.
«Wir haben voll beladene Anhänger mit Sachspenden wie Kleidern, Kinderbüchern oder Spielzeug dabei. Auf unserer Durchreise wollen wir einiges auch an Schulen in der Türkei verteilen oder sonst an Bedürftige, die wir antreffen.»
So wenig Geld wie möglich für die Reise auszugeben, steht im Mittelpunkt der Rallye. Ursprünglich, damit Menschen mit wenig Geld auch eine Möglichkeit haben, an solch einem Motorfahrzeugevent teilzunehmen. Mittlerweile hat sich der Grund aber verändert.
Heutzutage wird auf die Ausgaben geachtet, um mehr spenden zu können. So kommt es, dass schon bei der Vorbereitung auf einige Vorschriften geachtet werden muss. Das beginnt schon mal bei der Beschaffung der Fahrzeuge.
Laut Vorschriften des Europa-Orient-Rallye-Komitees, müssen alle Autos entweder über 20 Jahre alt sein oder weniger als 999 Euro kosten. Ihre drei Autos haben die Judokas auf dem Schrottplatz gefunden. Sie tragen die Namen Alexa, Gloria und Selma. Alle haben weit über 200 000 Kilometer und waren auch vom Preis den Vorschriften entsprechend.
Frisch gekauft, waren die Fahrzeuge aber noch nicht Rallye-bereit. «Obwohl wir nicht besonders viel Ahnung von Autos hatten und uns ein Mechaniker im Team fehlt, hat die Reparatur trotzdem eine Menge Spass gemacht», berichtet Roger Hofer.
Auch bei ihrem Stützpunkt in Wohlen, den sie ihre Oase nennen, hatten sie keine weiteren Ausgaben. «Ursprünglich war es eine alte Drechslerei, die abgerissen werden sollte», erzählt Andreas Schmid. «Wir konnten uns aber mit dem Architekturbüro einigen, dass wir das Gebäude noch ein Jahr benutzen können.» Die Drechslerei musste aber zuerst aussen sowohl wie auch innen auf Vordermann gebracht werden.
Nebst Marmelade aus ihren Pflaumen im Garten der Oase kann man den Judokas unter anderem einen Reifenwechsel, eine Tagesverpflegung oder sogar einen Rückflug bezahlen. «Natürlich lassen wir uns die Reise nicht einfach von anderen finanzieren. Ausser den Ferien gibt jeder noch 1 500 Franken daran», erzählt Andreas Schmid.
Zusätzlich haben sie bis jetzt eine Grillparty und eine Benefizparty in der Andalusia Bar veranstaltet. «Wir planen auch noch, weitere Events zu lancieren, um Spenden zu sammeln. Eine Idee wäre, einen Weihnachtsmarkt oder eine Fasnachtsparty in der Oase zu veranstalten.»
In ihrem Shop kann man aber noch etwas ganz anderes kaufen: einen Kilometer. «Wenn jemand, sagen wir, den 100. Kilometer kauft, dann müssen wir genau an dieser Stelle eine vom Käufer ausgedachte Challenge machen», erklärt Andreas. Die Aufgaben der Unterstützer sind aber nicht die einzigen.
Auch das Europa-Orient-Rallye-Komitee hat für die Teilnehmer Aufgaben vorbereitet, die im sogenannten Board-Buch stehen. Sie sind so gestellt, dass die Teilnehmer zwangsläufig in Kontakt mit Einheimischen kommen.
Zum Beispiel, dass man den ältesten Mann des Dorfes finden muss. Ohne die Sprache zu können, ist das gar nicht so einfach. Dabei zeigt sich die Gastfreundlichkeit der Menschen. «Es ist unglaublich, wie freundlich und zuvorkommend die Leute dort sind», sagen die Judokas.