Die Mitteilung der Gemeinde Villmergen, dass 2023 keine «Die Agenda» verteilt wird, sorgt für Gesprächsstoff. Auch in Wohlen sind die Einwohnerinnen und Einwohner enttäuscht. Seit dem letzten Artikel in der AZ läutet das Telefon der Herstellerfirma Sturm.
Es war nur eine kurze Mitteilung in den wöchentlichen Gemeindenachrichten. Ein Hinweis der Verwaltung, dass in den Haushalten Villmergens für das Jahr 2023 keine Ausgabe von «Die Agenda» verteilt worden ist.
Doch so kurz die Nachricht auch war, in der Bevölkerung von Villmergen und Wohlen – dort wurde nebst Bremgarten und Muri heuer ebenfalls seit Jahren zum ersten Mal keine «Agenda» verteilt – sorgte das Thema für Gesprächsstoff. Nach dem Artikel in der AZ vom 20. Januar zu diesem Thema gingen einzelne Nachrichten auf der Redaktion ein. Und bei der Herstellerfirma Linden-Grafik AG aus Zuzwil SG lief das Telefon heiss.
«Wir hatten enorm viele Anrufe von Leuten. Einzelne dachten, sie seien vielleicht aus dem Briefkasten geklaut worden. Andere fragten, ob sie sie selbst bezahlen können», erzählt Daniela Meile von der Geschäftsleitung der Firma. Solche Anfragen seien zwar sehr schön, doch eigentlich nicht der Sinn des Angebotes.
Ihren Ursprung hat «Die Agenda» 1994 und in der Idee, dass damit ein Gemeinschaftswerk realisiert werden kann. Das Gewerbe der jeweiligen Regionen kann sich mit Inseraten im Kalender präsentieren. Die Bevölkerung wiederum erhält ein nützliches Produkt und die Gemeinde kann Informationen wie den Abfallkalender oder regionale Feiertage und Veranstaltungen platzieren.
Eine durchschnittliche «Agenda» habe mindestens 80 Seiten und damit auch ebenso viele Plätze für ein Inserat, je nach Auflage könne das auch variieren, so Meile. «Pro Agenda brauchen wir etwa 30 bis 40 Inserenten, je nach Anzahl Seiten der Agenda. In der Regel sind das KMU», sagt sie. Das günstigste Inserat beläuft sich auf ungefähr 600 Franken, bei einer Auflage von maximal 2000 Exemplaren.
Wenn sich, wie heuer in Villmergen und Wohlen, keine Firmen finden, die ein Inserat aufschalten möchten, gäbe es die Alternative, dass eine Gemeinde «Die Agenda» selbst finanziert. Sowohl Villmergen als auch Wohlen haben sich dagegen entschieden. Der Beitrag hätte sich auf mehrere tausend Franken belaufen, wie die Gemeinde Villmergen begründete.
«Das tönt, als wären es 10'000 Franken, dabei liegt dieser Betrag unter 5000», sagt Meile. Genauere Zahlen möchte sie aber nicht bekanntgeben. Dennoch betont sie, dass sie den Gemeinden keinen Vorwurf mache. Auch die Linden-Grafik möchte diese Art der Finanzierung nicht, selbst wenn Leute laut Meile am Telefon der Überzeugung waren, Wohlen hätte doch genügend Geld, «Die Agenda» zu unterstützen.
«Der Fokus soll klar auf den Inserenten bleiben. Jedoch ist es schön, wenn uns die Gemeinden bei der Suche nach Firmen unterstützen und das Gewerbe in der Region motiviert, bei uns zu inserieren. Beispielsweise mit einem Aufruf beim örtlichen Gewerbeverein», sagt Meile.
Mit der Abschaffung von «Die Agenda» 2023 in Villmergen, Wohlen, Bremgarten und Muri gibt es nun im ganzen Freiamt keine Agenda der Linden-Grafik AG mehr. In Sins und Abtwil wurde das Angebot 2014 und in Dottikon 2018 eingestellt.
Ihr sei klar, dass nicht alle Leute Wert auf eine physische Agenda legen. «Es ist auch legitim, wenn eine Gemeinde sagt, sie hätte ihr eigenes Produkt oder sie möchte das nicht für ihre Bevölkerung.» Aufgrund der vielen Rückmeldungen könne sie jedoch darauf schliessen, dass die Nachfrage nach wie vor extrem gross ist.
«Und ja, es sind viele Leute aus älteren Generationen. Aber das ist nicht wertend, sie sind ein grosser Teil unserer Gesellschaft», betont sie. Zudem sei sie überzeugt, dass auch Papieragenden bei jüngeren Leuten wieder Beliebtheit erfahren werden, «so wie heute die Schlaghosen von früher wieder in sind».