Waltenschwil
Abrupter Abbruch des Caravan-Salons war für Verkäufer ein Schock: «Das ist der wichtigste Event im Jahr»

Theo Strebel vom Strewo Camper Shop in Waltenschwil (Büelisacker) muss wegen des vorzeitigen Endes des Caravan-Salons in Bern Vorinvestitionen abschreiben. Er schaut trotzdem positiv in die Zukunft.

Toni Widmer
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Theo und Joel Strebel, Strewo Campershop.

Theo und Joel Strebel, Strewo Campershop.

Toni Widmer

Am Freitag um 18 Uhr kam die Hiobsbotschaft: «Über Lautsprecher wurde uns mitgeteilt, dass der Suisse Caravan Salon, der bis Montag hätte dauern sollen, abgebrochen werde», erklärt Theo Strebel. Der Wohler ist seit 40 Jahren im Campingbereich tätig, sein Camper Shop im Waltenschwiler Dorfteil Büelisacker gehört schweizweit mit zu den grössten.

Das abrupte Ende war für ihn ein Schock: «Diese Ausstellung ist für uns der wichtigste Event im Jahr. Hier können sich die Kunden über die neuesten Trends im Fahrzeug- und Zubehörbereich informieren und die Angebote verschiedener Hersteller vergleichen. In Bern werden die Weichen für die neue Saison gestellt. Wir Händler können wichtige Kontakte knüpfen und oft auch neue Kunden gewinnen.»

Die Auswirkungen sind noch nicht absehbar

Befürchten Theo Strebel und Sohn Joel, der auch im Geschäft tätig ist, einen Einbruch? «Die Auswirkungen sind noch nicht absehbar. Vorerst hat uns das Ganze schon etwas Bauchweh verursacht, doch wir bleiben zuversichtlich.»

Ein paar Franken muss die Firma Strewo aber wohl ans Bein streichen: «Der Aufwand für den Caravan Salon ist beträchtlich und die Vorinvestitionen sind happig. Ich war über Wochen mit den administrativen und logistischen Vorbereitungen beschäftigt, am Mittwoch waren wir mit sieben eigenen Leuten beim Einrichten der Messestände vor Ort», erklärt Joel Strebel.

Standgebühren, Werbematerial, Transporte und weitere spezifische Investition würden sich jeweils auf gegen 30'000 Franken belaufen. «Diese Ausgaben», sagt der Seniorchef, «müssen wir wohl zum grossen Teil abschreiben.»

Schutzkonzepte wurden eingehalten

Theo Strebel hätte mit einer frühzeitig kommunizierten Absage des Caravan Salons leben können: «Die Corona-Pandemie ist nun einmal da und wir müssen mit den entsprechenden Einschränkungen leben lernen. Wir haben ja im Frühling auch bereits auf unsere geplante Jubiläums-Ausstellung verzichtet. Für mich schwer verständlich ist jedoch, wenn man den Caravan-Salon zwei Tage laufen lässt und dann abbricht.»

Zumal, erklärt der Camping-Händler weiter, es ein umfassendes Schutzkonzept gegeben hätte, das von den Besucherinnen und Besuchern, aber auch von den Standbetreibern rigoros eingehalten worden sei: «Zum einen war die Anzahl Besucher beschränkt. Einlass gab es nur für Leute, die sich zuvor online angemeldet hatten. Zum andern wurde am Eingang Fieber gemessen, es gab überall Desinfektionssprays, die nötigen Abstände wurden eingehalten sowie die ausgestellten Fahrzeuge regelmässig desinfiziert und gelüftet. Es war kein Vergleich mit anderen Grossveranstaltungen, die am vergangenen Wochenende für negative Schlagzeilen gesorgt haben.»

Jammern wollten sie jedoch nicht, betonen Strewo Senior- und Juniorchef unisono: «Wir machen das Beste aus der Situation und blicken nach vorne.» Ob allerdings der für das Wochenende vom 6. bis 8. November geplante traditionelle Schlussverkauf auf dem Firmengelände in Büelisacker stattfinde, und wenn ja mit welchem Konzept, wissen Theo und Joel Strebel im Moment noch nicht. «Wir werden aufgrund der Entwicklung wohl kurzfristig entscheiden müssen».

Trotz oder wegen Corona ein gutes Jahr

Klagen, sagen Vater und Sohn Strebel, wäre nach dieser Saison auch nicht angebracht: «Während dem Lockdown war auch unser Geschäft geschlossen, wir durften nur den Werkstattbetrieb aufrechterhalten. Danach gab es aber einen Boom.»

Weil Flugreisen, Kreuzfahrten und ähnliche Ferien nur noch eingeschränkt möglich waren, hätten Viele das Campen neu- oder wiederentdeckt. «Wir sind zeitweise richtiggehend überrannt worden von Leuten, die mit Wohnwagen oder Reisemobilen in der Schweiz Ferien machen wollten», erklärt Theo Strebel.

Und fügt an: «Dieser Boom ist nicht nur gut für die Campingbranche, sondern auch für den Schweizer Tourismus. Allerdings kommt die Camping-Infrastruktur in der Schweiz so noch mehr an den Anschlag. Es ist dringend nötig, dass in diesem Bereich investiert wird.»