Die Fraktionspräsidentin bewirbt sich als FDP-Aargau-Präsidentin. Adrian Schoop und Jeanine Glarner sagen bereits ab, gewählt wird im Mai.
Weil er im Amtsjahr 2023 voraussichtlich Grossratspräsident sein wird, gibt Lukas Pfisterer das Präsidium der FDP-Aargau ab. In knapp drei Monaten, am 12. Mai, werden darum die Parteimitglieder bestimmen, wer die FDP in den nächsten Jahren leiten wird.
Doch vorher brauchen sie willige Kandidatinnen und Kandidaten – und da verkündet jetzt die Erste öffentlich, dass sie zur Verfügung steht: Die Fraktionspräsidentin im Grossen Rat, Sabina Freiermuth (56). Sie sagt:
«Ja, ich werde meine Bewerbung bei der Bezirkspartei einreichen.»
Die Gesamtverantwortung für die Partei zu übernehmen, diese nach innen und aussen zu vertreten, reize sie.
Sabina Freiermuth wurde 2010 in den Grossen Rat gewählt, sie ist seit vier Jahren Fraktionspräsidentin, davor war sie Vize. Seit neun Jahren ist sie im Geschäftsleitungsausschuss der Partei. Dass die Zofingerin den nächsten Schritt in ihrer politischen Karriere plant, liegt auf der Hand. Für den Nationalrat hat es ihr zwar zweimal nicht gereicht, aber Sabina Freiermuth will sowieso lieber Aargauer als nationale Politik machen: «Mir ist der Kanton am nächsten, hier kann ich direkt etwas bewirken.»
Die Erfahrung und das nötige Netzwerk bringe sie mit und motiviert sei sie auch - dies trotz düsterer Zukunftsaussichten aufgrund der Coronakrise. «Eine Partei dann zu führen, wenn alles rund läuft, ist das Eine. Die Verantwortung in schwierigen Zeiten zu übernehmen, gehört eben auch dazu und ist mindestens so spannend», findet Sabina Freiermuth.
Wer könnte Sabina Freiermuth den Platz an der Spitze des FDP-Präsidiums streitig machen? Ein Personalproblem hat die FDP Aargau nicht. Ihre Fraktion im Grossen Rat zählt 21 Mitglieder, im Nationalrat ist sie mit Maja Riniker und Matthias Jauslin doppelt vertreten, ihren Stammplatz im Ständerat besetzt Thierry Burkart. Auch Nachwuchssorgen scheint sich die FDP im Aargau keine machen zu müssen, stellt sie doch seit Legislaturbeginn Anfang Jahr mit dem 28- jährigen Aarauer Yannick Berner den jüngsten Grossrat.
Jeanine Glarner, beispielsweise, würde auch die Anforderungen an eine Parteipräsidentin erfüllen. Sie hat bei den letzten Nationalratswahlen am viertmeisten Stimmen geholt und ist derzeit auf dem ersten Ersatzplatz der FDP. Damit konfrontiert, ob sie das Präsidium reizt, muss die 36-Jährige lachen. Sie habe die Frage erwartet, sagt sie, aber nein, das stehe derzeit nicht auf ihrer Wunschliste.
Glarner ist im November zur Frau Gemeindeammann von Möriken-Wildegg gewählt worden, seit Januar ist sie im Amt. «Ich mache das mit Leidenschaft, daneben bleibt nicht viel Zeit», erklärt sie – zumal sie kürzlich auch noch eine Firma gegründet hat. «Ich konzentriere mich auf die Gemeinde, den Beruf und den Grossen Rat.».
Ähnlich tönt es bei Adrian Schoop, Gemeindeammann von Turgi und häufig Wortführer im Grossen Rat. Anfang Jahr hat er mit seiner Schwester das väterliche Unternehmen übernommen, auf der Gemeinde ist er insbesondere beim Fusionsprojekt Baden-Turgi eingebunden. «Ich bin erst 35 Jahre alt und möchte daneben noch etwas Zeit für mich haben und darum momentan kein weiteres Amt übernehmen», sagt Schoop. Seiner Bezirkspartei habe er bereits eine Absage erteilt.
Ein weiterer möglicher Kandidat wäre etwa Grossrat und Historiker Titus Meier, der neu die Kommission Bildung, Kultur und Sport präsidiert. Oder auch die Grossrats- und Vize-Präsidiums-Mitglieder Claudia Hauser und Adrian Meier. Würde Sabina Freiermuth gewählt, bräuchte auch die Fraktion eine neue Leitung. Hier steht Silvan Hilfiker, derzeit Vize-Fraktionspräsident, auf der ersten Startposition. Für Freiermuth wäre das eine ideale Kombination: «Wir arbeiten jetzt schon gut zusammen», sagt sie.