Region Brugg
«Wir wurden ein bisschen ins kalte Wasser geworfen» – wie es fünf Geschäften diesen Sommer erging

Von Regentagen, Mücken und einem Glace-Wagen. Fünf Unternehmen aus dem Bezirk Brugg ziehen Bilanz. Sie berichten, wie sich das nasse Wetter ausgewirkt hat und was sie sich von den kommenden Wochen erhoffen.

Carla Honold
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Der Güggeli Sternen von Esther und Thomas Schäublin übernahm in diesem Jahr das Badi-Beizli.

Der Güggeli Sternen von Esther und Thomas Schäublin übernahm in diesem Jahr das Badi-Beizli.

zvg / Aargauer Zeitung

Esther und Thomas Schäublin vom Güggeli Sternen Bözberg übernahmen dieses Jahr das Badi-Beizli im Freibad Villigen. «Wir wurden ein bisschen ins kalte Wasser geworfen», sagt Thomas Schäublin zum nassen ersten Jahr. In der Badi sei es der schlechteste Sommer seit etwa zwanzig Jahren. «Aber wir haben das Beste draus gemacht.»

Im eigenen Restaurant in Bözberg und an Catering Anlässen konnte sich das Ehepaar sein Programm flexibel zusammenstellen. «Manchmal kam alles ein bisschen auf einmal, aber wir sind zufrieden.» Das Badi Personal hätte hingegen nicht vollständig ausgelastet werden können.

Im Freibad Villigen bietet das Team vom Güggeli Sternen unter anderem Aperol Spritz an.

Im Freibad Villigen bietet das Team vom Güggeli Sternen unter anderem Aperol Spritz an.

Zvg / Aargauer Zeitung

«Wenn es aber mal schönes Wetter war, hatten die Gäste ein grosses Bedürfnis, im Badi Restaurant einzukehren.» Im Vergleich zu ihren Vorgängern hätten Schäublins in Bezug auf Dekoration und Verpflegung das Beizli ziemlich verändert. «Wir bieten beispielsweise neben unseren Güggeli auch Sangria und Pommes mit unserem Spezialgewürz an.» Die Angebote werden von den Gästen sehr geschätzt, so Schäublin.

«Der schlechteste Sommer, seit ich in der Badi arbeite»

Ähnlich wie der Villiger Badi erging es auch dem Freibad Heumatten in Windisch. Markus Hung, langjähriger Bademeister, erzählt:

«Bezüglich Besuchereintritte war es der schlechteste Sommer, seitdem ich im Schwimmbad tätig bin.»

Der Juni sei noch einigermassen im Durchschnitt gelegen. Nach dem verregneten Juli hofft die Badi auf warmes Wetter in der zweiten Augusthälfte.

Schlecht für alle Bäder sei bezüglich der Temperaturen der Umstand, dass der Juli nur einen einzigen Hitzetag erlebte. Zufrieden ist der Bademeister mit der Saison trotzdem. «Wir sind immer zufrieden, wenn wir keine grösseren Unfälle oder andere Zwischenfälle haben. Das war so.» Des Weiteren ist Hung froh, dass das Wetter keine Überschwemmungen oder Hitzewellen wie in Südeuropa mit sich brachte.

Immer noch Absagen wegen des Hochwassers

Dieser Sommer werde auf jeden Fall schlechter ausfallen als die Jahre vor der Pandemie, prognostiziert Paul Brünisholz. Besser als im letzten Jahr könne es aber noch werden. Seit 15 Jahren organisiert der Brugger mit seiner Firma Flussfahrten Aargau Schlauchbootexkursionen auf den Fliessgewässern des Kantons. «Dieses Jahr konnten wir den Betrieb erst ab Juni richtig aufnehmen», sagt der Firmeninhaber.

Paul Brünisholz fährt seine Kundschaft seit 15 Jahren im Schlauchboot auf den Flüssen des Kantons umher.

Paul Brünisholz fährt seine Kundschaft seit 15 Jahren im Schlauchboot auf den Flüssen des Kantons umher.

Zvg / Aargauer Zeitung

Das Hochwasser im Juli hat gemäss Brünisholz zu Ausfällen von bis zu fünf Wochen auf gewissen Gewässern geführt. «Wir hatten lauter Absagen von ängstlichen Kunden, obwohl unsere Grenzwerte der einzelnen Flüsse Fahrten an vielen Tagen zugelassen hätten.» Gäste hätten sie bis jetzt etwa gleich viele, wie mit den Corona-Auflagen letztes Jahr. «Das bedeutet etwa die Hälfte der Vorjahre», erklärt der Geschäftsführer. Beliebt seien jedes Jahr vor allem Strecken auf der Reuss. Brünisholz berichtet:

«Die Nachfrage nach Fahrten auf der Reuss macht etwa 70 Prozent der Bootstouren aus.»

Der Rest entfällt laut Brünisholz auf die Aare. Fahrten auf der Limmat oder dem Rhein fänden nur vereinzelt statt. Mit den Schlauchbooten befahren er und sein 18-köpfiges Team 120 Kilometer Gewässer.

Bis zum Ferienbeginn hätten Schulklassen den grössten Teil der diesjährigen Kundschaft ausgemacht. Anfang August wären dann vermehrt Buchungen von Firmen und Behörden eingegangen. «Viele Firmen haben nicht oder zögerlich gebucht, weil Teile der Angestellten noch im Homeoffice waren oder immer noch sind.»

Brünisholz und sein Team sind vor allem auf der Reuss unterwegs.

Brünisholz und sein Team sind vor allem auf der Reuss unterwegs.

Zvg / Aargauer Zeitung

Wegen der steigenden Infektionszahlen seien jedoch bereits wieder Absagen eingegangen, so Brünisholz. Auch das Hochwasser hallt laut dem Inhaber der Flussfahrten Aargau noch bei einigen Kunden nach:

«Wir haben jetzt Absagen für Fahrten Ende August mit der Begründung, dass die Gruppe nicht bei Hochwasser und Dauerregen fahren möchte!»

Zufrieden ist Brünisholz mit der Saison nicht. Auslagen für Versicherungen, die in der Branche tendenziell hoch ausfallen, und Mieten hätte das Geschäft weiterhin. «Letztes Jahr schrieben wir rote Zahlen wegen Corona, in diesem Jahr hat uns das Hochwasser mit der negativen Berichterstattung ein Streich gespielt», fasst er zusammen.

Amslers sind mit ihrem Glace-Wagen unterwegs

Hanspeter Amsler ist der Geschäftsführer der Fricktaler Glace.

Hanspeter Amsler ist der Geschäftsführer der Fricktaler Glace.

Michael Hunziker / BRU

«Wir konnten viel Glace verkaufen und sind mit dieser Saison grundsätzlich sehr zufrieden», bilanziert Hanspeter Amsler. Der gelernte Koch und Landwirt ist für die operativen Aufgaben der Fricktaler Glace verantwortlich. Seit 2015 stellt seine Familie Glace mit Milch und Früchten vom Söhrenhof her. Besonders beliebt seien in diesem Jahr ihre Sorten Joghurt Kirsche, Schoko Birne und Erdbeer Rhabarber gewesen.

Familie Amsler vom Söhrenhof in Bözen stellt seit 2015 Glace her.

Familie Amsler vom Söhrenhof in Bözen stellt seit 2015 Glace her.

zvg / Aargauer Zeitung

Für Caterings mit ihrem Glace-Wagen, dem Carrettino, sei die Familie Amsler, die den Söhrenhof betreibt, dieses Jahr viel weniger gebucht worden als in den Jahren vor der Pandemie. Der Vergleich mit der Saison 2020 fällt jedoch positiv aus. Amsler berichtet: «Das Carrettino war dieses Jahr einige Male im Einsatz im Gegensatz zum letzten Jahr.»

Apotheker: «Ich bin auch ganz verstochen»

Nach dem nassen Juli brachte der Sommer mehr Sonnenstrahlen und aussergewöhnlich viele Mücken. Christoph Tschupp, der in dritter Generation die Tschupp Apotheke in Brugg führt, erzählt:

«Seit Mitte Juli verkaufen wir viel Mückenspray.»

Die Verkaufszahlen des Sprays seien seit letztem Monat konstant hoch. Der Apotheker versteht die erhöhte Nachfrage. Mit einem Lachen sagt er: «Ich bin auch ganz verstochen.» Sonnencreme verkaufe die Apotheke dagegen nicht sehr viel. «Kunden beziehen die Sonnencreme über andere Verteiler», berichtet Tschupp weiter.