Vereinsleben
Nach Fusion mit Brugg: Schinznach-Bad hat jetzt einen Quartierverein

Romy Meyer präsidiert den Quartierverein Schinznach-Bad. Im Gespräch sagt sie, was der Verein erreichen will und warum das Mitteilungsblatt fehlt.

Janine Müller
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Romy Meyer ist Präsidentin des Quartiervereins Schinznach-Bad. Nächsten Monat wird sie pensioniert. 14 Jahre lang arbeitete sie als Waagmeisterin in der KVA Buchs.

Romy Meyer ist Präsidentin des Quartiervereins Schinznach-Bad. Nächsten Monat wird sie pensioniert. 14 Jahre lang arbeitete sie als Waagmeisterin in der KVA Buchs.

Sandra Ardizzone

«Nein, sicher nicht!», schoss es Romy Meyer, 65, durch den Kopf, als sie hörte, dass Schinznach-Bad mit Brugg fusionieren möchte. Sie, die in Lauffohr aufgewachsen ist, in Brugg zur Schule ging, später in Riniken wohnte und seit 15 Jahren in Schinznach-Bad zu Hause ist, konnte sich diese Fusion nicht so recht vorstellen. Das ist jetzt fünf Jahre her.

Mittlerweile ist Romy Meyer Präsidentin des Quartiervereins Schinznach-Bad. Seit dem 1. Januar gehört das Dorf zum Gemeindegebiet der Stadt Brugg. Und Romy Meyer ist überzeugt, dass die Idee mit der Fusion gar nicht so schlecht war. In vielen Diskussionen sei ihr bewusst geworden, wie schwierig es für kleine Gemeinden ist, eigenständig zu bleiben. Verwaltung und Behörden seien je länger je mehr am Anschlag.

Nun setzt sich Romy Meyer dafür ein, dass das Dorfleben erhalten bleibt. Darum engagierte sie sich von Beginn weg für den Quartierverein Schinznach-Bad, wie sie bei sich zu Hause am Küchentisch erklärt, während Kater Balu dem Besuch zufrieden um die Beine streicht und es sich Ehemann Jürg Meyer, ehemaliger Vizeammann von Schinznach-Bad, im Wintergarten mit einem Buch gemütlich macht.

Entstanden ist der Quartierverein Schinznach-Bad, weil die Kulturkommission aufgelöst wurde. Der neue Verein übernimmt aber viele Anlässe, die ursprünglich von der Kulturkommission durchgeführt wurden. So gehörte auch der Neujahrsapéro Anfang Jahr dazu. Die Stadt Brugg unterstützt den Verein mit 6000 Franken pro Jahr.

Für Aufsehen gesorgt hat der Quartierverein Schinznach-Bad am Neujahrsempfang im Brugger Salzhaus mit einer feinen Geste. Romy Meyer überreichte Stadtammann Barbara Horlacher eine selbstgemachte Torte, verziert mit den Wappen von Brugg und Schinznach-Bad.

Bereits über 100 Mitglieder – drei davon aus Brugg

Der Start des Vereins gestaltete sich ziemlich harzig. Nach dem Aufruf im Mitteilungsblatt des damaligen Gemeinderats Valentin Trentin meldete sich niemand. Da dachte sich Romy Meyer: «Ich werde ja bald pensioniert und es würde mich schon noch interessieren.» Daraufhin machte sie sich auf die Suche nach Gleichgesinnten und fand weitere fünf Personen.

Diese trafen sich Ende April 2019 zu einer ersten Sitzung. «Die Zeit war schon knapp, da Brugg von uns ein Budget verlangte», erinnert sich Romy Meyer. «So trugen wir unsere Ideen zusammen und erstellten ein provisorisches Jahresprogramm.»

Am 10. Juli war die Gründungsversammlung, an der sich Romy Meyer zur Präsidentin des Vereins wählen liess. Fredy Amstutz ist Vizepräsident, Susanne Bircher Aktuarin, Rebekka Failla Kassierin und Robert Lehmann Beisitzer.

Im Anschluss an die Gründungsversammlung gelangte der Verein an die Öffentlichkeit, um Mitglieder anzuwerben. Mit Erfolg: Bis heute verzeichnet der Verein gut 100 Mitglieder. Sogar drei aus Brugg sind aus Solidarität beigetreten – darunter als Passivmitglied Roger Brogli, Abteilungsleiter Werkdienst der Stadt Brugg.

Auch Fusionsgegner finden sich im Verein. «Sie sind dabei, weil sie es wichtig finden, dass im Dorf etwas unternommen wird», sagt Romy Meyer. Die Stimmung sei aufgrund der Fusion noch immer geteilt. Das Abstimmungsergebnis sei so knapp gewesen, einige hätten sich bis heute nicht mit dem Zusammenschluss anfreunden können.

«Das braucht Zeit», meint Romy Meyer. «Ich bin aber positiv gestimmt, dass alles gut kommt.» Positiv überrascht hat sie auch die Offenheit der anderen Quartiervereine. Der Präsident des Quartiervereins Brugg-West hat sich bereits bei Romy Meyer gemeldet und Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert.

Informationsdienst per Whatsapp

Auch die Reformierte Kirchgemeinde Birr spannt mit dem Quartierverein Schinznach-Bad zusammen. Denn mit der Fusion ist im Dorf das Mitteilungsblatt verloren gegangen. Und damit für die Kirche die Möglichkeit, Anlässe in der Öffentlichkeit bekanntzumachen. «Das Mitteilungsblatt fehlt uns», bestätigt Romy Meyer.

«Stattdessen machen wir nun Flyer und verteilen diese im Dorf.» Zudem hat der Verein einen Informationsdienst per Whatsapp unter der Nummer 076 533 51 16 aufgeschaltet – die letzten vier Ziffern sind die Postleitzahl von Schinznach-Bad.

Romy Meyer hofft, dass der Quartierverein mit seinem Angebot viele Menschen im Dorf abholen kann. «Letztlich wollen wir eine Plattform bieten, um sich zu treffen und sich auszutauschen», erklärt sie das Ziel des Vereins.

«Wir wollen erreichen, dass wir die Integration in die Stadt Brugg schaffen und auch Brugger für unsere Anlässe begeistern können.» So kann sich Romy Meyer vorstellen, dass der Verein Podiumsdiskussionen beispielsweise zu Einwohnerratswahlen organisiert oder zumindest die Plattform dafür bietet.

Das erste Jahr wollen Romy Meyer und ihre Vorstands-Gspänli vorbeiziehen lassen. Danach sei Zeit für eine erste Bilanz. «Wir wollen den Kritikern beweisen, dass es uns braucht», stellt sie klar. «Am Schluss steht und fällt der Verein damit, ob unsere Anlässe auf Interesse stossen oder nicht.»