Judo
Ernüchterung bei den Brugger Judokas

Sowohl Ciril Grossklaus als auch Tobias Meier scheiden bei der EM früh aus. Möglicherweise hat dies auch finanzielle Konsequenzen für die Sportler.

Alexander Wagner
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Die Mitglieder vom Judoclub Brugg verfolgen gespannt die EM in Polen auf der Leinwand.

Die Mitglieder vom Judoclub Brugg verfolgen gespannt die EM in Polen auf der Leinwand.

Alexander Wagner

Die beiden Judokas Ciril Grossklaus und Tobias Meier vom Judoclub Brugg haben sich für die EM in Warschau qualifiziert. Und reisten mit grossen Hoffnungen nach Polen.
Die beiden Athleten haben erstaunlich viele Parallelen: So traten beide in der gleichen Gewichtsklasse bis 90 kg an. Beide sind vom Elternhaus nicht vorgeprägt: Bei Ciril war es der ältere Bruder Gabriel, der ihn auf die Judomatte brachte, Tobias Meier schleppte ein Kollege zum Judoclub Baden. Und beide hatten sofort Gefallen gefunden an dieser faszinierenden Sportart und mussten nie angetrieben werden. «Wir haben nie etwas erwartet von unseren Kindern im Sport. Er hat Judo selber gewählt. Wir machen da keinen Druck. Ciril hat bei uns einen Erholungsanker, wir sind nicht Coach oder Trainer», erklärt Vater Daniel Grossklaus. Genau gleich klingt es bei Tobias Meier. «Ich musste ihn nie auffordern, ins Training zu gehen», erklärt Vater Patrick Meier. Beide haben ebenfalls sportliche Geschwister: Bei Ciril ist es neben dem älteren Bruder Gabriel noch ein Bruder, der ein talentierter Kunstturner war, und die Schwester, die lieber auf dem Rücken der Pferde ihren Ausgleich suchte. Auch Tobias Meier hat zwei Brüder und eine Schwester die surfen, reiten und andere Sportarten betreiben. Beide Familien haben vier Kinder und sie sind die Nesthäkchen.

Favoriten siegten
Ciril Grossklaus gewann seinen ersten Kampf gegen einen Letten souverän mit Ippon (höchste mögliche Wertung). Im zweiten Kampf musste er gegen Aleksandar Kukolj aus Serbien ran. Die Nummer drei der Welt gehört zu den Favoriten – und wurde dieser Rolle auch gerecht: Bereits in der ersten grösseren Aktion setzte er sich durch. Ciril Grossklaus liess sich im Griff dominieren und aus dieser Situation kam er nicht mehr raus. «Sonst ist er wie eine Katze und landet immer auf den Füssen. Doch diesmal leider auf dem Rücken», erklärt Martin Nietlispach, der Trainer der erfolgreichen Judomannschaft aus Brugg, die zehn Mal in Serie den Schweizer Mannschaftsmeistertitel gewann. Und als Krönung die Auszeichnung «Aargauer Sportler des Jahres» gewann.
Diese grosse Enttäuschung muss der Olympionike, der 2016 in Rio dabei war, zuerst einmal verkraften. Doch es könnte noch schlimmer kommen: Möglicherweise hat dieses frühe Aus bei der EM auch finanzielle Konsequenzen, sodass die Fördergelder von Swiss Olympic gekürzt werden. Dass die Judokas aus Brugg die EM in der EG-Bar verfolgten ist kein Zufall, wird Ciril Grossklaus doch durch die EG-Bar auch als Sponsor unterstützt. Doch die Anfeuerungsrufe schienen nicht bis nach Warschau durchgedrungen zu sein.

Niederlage zum Auftakt
Tobias Meier bekam es ebenfalls mit einem Serben, die in dieser Gewichtsklasse enorm stark sind, zu tun. Er unterlag nach knapp 90 Sekunden gegen Nemanja Majdov. Bereits bei der U23-EM im letzten Jahr standen sich die beiden im kleinen Final gegenüber. Diesmal war es bereits im ersten Kampf und nach der Niederlage war die EM auch für Meier schnell vorbei. Meier hatte kurz die Balance verloren, musste in die Knie und geriet in einen Würgegriff, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte. Der 23-Jährige konnte an seiner ersten EM aber sicherlich viel lernen und bekommt weitere Chancen, sich an internationalen Wettkämpfen zu beweisen.