Bezirk Brugg
Trend-Hobby Bienenzucht: Wer im neuen Jahr imkern will, sollte das beachten

Im Februar startet die zweijährige Grundausbildung des Bienenzüchtervereins Unteres Aaretal (Bezirk Brugg). Leiter Peter Stadelmann erklärt, wie es aktuell um die Völker in der Region steht.

Maja Reznicek
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Im Bezirk Brugg sind rund 1000 Völker auf 120 Mitglieder des Bienenzüchtervereins verteilt.

Im Bezirk Brugg sind rund 1000 Völker auf 120 Mitglieder des Bienenzüchtervereins verteilt.

Symbolbild: Manuela Jans-Koch

Lange hat das Kursgeschäft von Peter Stadelmann ordentlich gebrummt. Bis zu 24 Monate musste man sich 2014 gedulden, um einen Platz für die Imker-Grundausbildung zu ergattern. Mittlerweile sei die Warteliste nicht mehr so umfangreich, erklärt der Bienenberater. Das hat aber nichts mit einer sinkenden Nachfrage zu tun, sondern damit, dass die Kurse des Bienenzüchtervereins Unteres Aaretal (Bezirk Brugg) bei grossem Andrang inzwischen doppelt geführt werden.

Denn Stadelmann stellt fest:

«Imkerei ist immer noch ein Trend-Hobby im Aargau.»

Zum Vergleich: Im Jahr 2008, als der Niederlenzer das Berateramt im Bezirk übernahm, liessen sich etwa fünf bis acht Personen pro Kurs ausbilden. Heute sind es doppelt so viele. Durchschnittlich packen laut Peter Stadelmann acht bis 16 Teilnehmende den zweijährigen Kurs im Lehrbienenstand in Villigen an.

Die Neuimker seien dabei «ganz gemischt» zusammengesetzt, von Jugendlichen bis zu über 50-Jährigen. Eines haben sie jedoch gemeinsam: «Hauptsächlich sind es Personen, die sich vermehrt mit der Natur auseinandersetzen wollen.» Grundsätzlich gilt aber das Mindestalter von 15 Jahren.

Über 1000 Völker leben in der Region Brugg

Eher das Gegenteil eines Booms hat der Bienenbestand im Bezirk in den letzten 40 Jahren erlebt. Zwischen 1980 und 2000 nahm die Anzahl Völkern als Folge der Varroamilbe ab, erklärt Peter Stadelmann. Der Parasit gilt laut der Website House of Switzerland von Präsenz Schweiz als «grösster Feind der Biene» und als eine der Hauptursachen des weltweiten Bienensterbens. Stadelmann ergänzt dazu:

«Seit den 2000er-Jahren hat sich die Völkerzahl stabilisiert, und es ist eine leichte Zunahme zu erkennen.»

Früher habe es eher weniger Imker mit vielen Völkern gegeben. Heute sind im Bezirk Brugg rund 1000 Völker auf 120 Mitglieder des regionalen Bienenzüchtervereins verteilt. «Dies entspricht dem schweizerischen Durchschnitt.»

Der Grundkurs findet im Lehrbienenstand in Villigen statt.

Der Grundkurs findet im Lehrbienenstand in Villigen statt.

AZ Archiv

Jedes zweite Jahr startet Stadelmann mit neuen Nachwuchsimkern in den Grundkurs. Im Februar 2022 ist es wieder so weit: An mindestens 20 Halbtagen lernen die Teilnehmenden, Völker naturgemäss zu pflegen und zu beurteilen. Es werde eine artgerechte Bienenhaltung vermittelt: Laut Stadelmann steht dabei das Tier im Zentrum, «damit es in seiner Entwicklung und Ernährung gefördert wird».

Weiter erfolge die Varroa-Bekämpfung möglichst mit bienenschonenden Massnahmen. Der Bienenberater sagt abschliessend:

«Es wird nicht nur auf einen möglichst grossen Honigertrag geimkert.»

In den ersten Jahren lässt sich gemäss dem Verein kein Geld mit der Imkerei verdienen - eigene Investitionen sind gefragt. Es sollte, so Stadelmann, mit einem Starterkapital von 1000 bis 1500 Franken gerechnet werden. Einmalige Kosten verursacht beispielsweise die Grundausrüstung wie ein Imkerschleier oder eine Bienenbürste.

Auch die Anschaffung der Bienen ist nicht zu unterschätzen: Ein Volk kann zwischen 150 und 250 Franken kosten. Der Verein empfiehlt mit zwei bis drei Völkern zu starten.

Städtische Bienen können auf Flachdach angesiedelt werden

Stadelmann hebt hervor, dass es für städtische Imker anspruchsvoller sein kann, einen geeigneten Standort für die Bienen zu finden, als für Kollegen aus ländlicheren Gebieten. Obwohl es nicht verboten sei, die Tiere auf dem hauseigenen Balkon zu halten, gibt der Experte zu bedenken:

«Der Imker ist für seine Bienen verantwortlich und muss auch alles daransetzen, damit niemand sich belästigt fühlt.»

In der Stadt sei ein idealer Platz in einem grösseren Park oder allenfalls auf einem Flachdach, welches möglichst wenig begangen werde. «Jedoch wird das Bearbeiten der Bienen dadurch nicht einfacher, und der Zugang sollte jederzeit möglich sein.»

Auch ein Flachdach kann ein Standort für die eigenen Bienenvölker sein.

Auch ein Flachdach kann ein Standort für die eigenen Bienenvölker sein.

Bild: Gaetan Bally / KEYSTONE

Um seinen eigenen Schwarm zu halten, ist ein Imkerkurs laut dem Bienenberater übrigens nicht zwingend nötig. Wer züchten wolle, solle vor allem genügend Zeit und Freude haben. Der meiste Arbeitsaufwand fällt, so schreibt der Verein, von März bis Oktober an. Bei zwei bis drei Völkern wird pro zwei Wochen ein halber Tag benötigt.

Trotzdem spricht sich Stadelmann für den Lehrgang aus: «Der Kurs ist, um den Bienen gerecht zu werden, sehr empfehlenswert.» Ein Informationsanlass zur Ausbildung ist am 13. Januar geplant. Zeit und Ort stehen noch aus.

Imker-Grundkurs: Infoanlass am 13. Januar. Weitere Infos auf der Website des Bienenzüchtervereins oder E-Mail p.w.stadelmann@swissonline.ch.