250. Geburtstag
Johannes Herzog von Effingen war reichster Unternehmer und führender Politiker im jungen Kanton Aargau

Der gebürtige Fricktaler gründete nach 1800 in Aarau eine mechanische Baumwollspinnerei und prägte die liberale Politik. Aufgrund seines Einflusses bekam er den Beinamen «Le roi d’Argovie». In seinem Heimatdorf findet am 17. Januar ein Jubiläumsanlass statt.

Claudia Meier
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Johannes Herzog wurde am 17. Januar 1773 in Effingen geboren und ist am 21. Dezember 1840 in Brugg verstorben.

Johannes Herzog wurde am 17. Januar 1773 in Effingen geboren und ist am 21. Dezember 1840 in Brugg verstorben.

zvg

Als Johannes Herzog vor 250 Jahren in Effingen als Sohn des Jakobs, Heimarbeiter für die Familie Hunziker in Aarau und Baumwollhändler, sowie der Elisabeth geborene Hummel aus Scherz geboren wurde, ahnte wohl niemand, dass er es zum reichsten Unternehmer und führenden Politiker im Kanton Aargau bringen würde. Vom sechsten bis zwölften Lebensjahr besuchte Johannes, wie er selbst sagte, die «elende Schule» seines Heimatdorfes. Nach weiteren zwei Jahren in der Pension Haas in Lauffohr bei Brugg, wo die Ausbildung besser war, erlernte er die französische Sprache in Moudon VD und genoss Unterricht in Handelsfächern. Danach arbeitete er im Geschäft seines Vaters.

Mit 16 Jahren heiratete Johannes Herzog die 17-jährige Elisabeth Hartmann. Knapp vier Monate später kam im August 1789 das erste Söhnchen zur Welt. Um 1800 gründete Herzog in Aarau eine Baumwollspinnerei, die er 1810 nach dem Vorbild der Zürcher Firma Escher, Wyss & Cie. als erster Fabrikant im Aargau mechanisierte. 1812 gliederte er ihr eine mechanische Weberei an. In der Blütezeit beschäftigte er bis zu 700 Personen.

Erleichterungen für Eidgenossen erreicht

Sein politisches Engagement fiel in eine der bewegtesten Epochen der Schweizergeschichte. Am Anfang, 1798, stand der Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft und am Ende, 1848, die Gründung des Schweizerischen Bundesstaates. Dazwischen lagen die Helvetik, Mediation, Restauration und Regeneration.

Herzog gehörte dem Brugger Revolutionskomitee an. Als Unitarier, die zum Liberalismus neigten und Neuerungen unterstützten, sass er von 1798 bis 1800 im helvetischen Grossen Rat. Mit Philipp Albert Stapfer, Albrecht Rengger und Hans Conrad Escher von der Linth gehörte der Effinger zu den profiliertesten Ratsmitgliedern. Herzog war 1799 Kommissär. Im Hauptquartier der französischen Rheinarmee rang er General Moreau Erleichterungen für die Eidgenossen, etwa bei der Getreideeinfuhr, ab.

Beim Staatsstreich von 1800 verlor Herzog sein Grossratsmandat. Dafür übernahm er das Amt des aargauischen Kantonsstatthalters unter der föderalistischen Regierung. Nach drei Monaten musste er dieses wieder abgeben, weil er sich als zu wenig gefügig erwies.

Er legte den Grundstock für die Kantonsbibliothek

Neben seinem neuen Mandat als Aargauer Grossrat wirkte Herzog auch als Appellationsrichter am obersten kantonalen Gericht. 1807 übernahm er die Nachfolge des im Amt verstorbenen Regierungsrates Johann Rudolf Dobler. Sein Fokus lag auf dem Militär- und Finanzwesen. Als Bürgermeister stand er jahrelang an der Regierungsspitze und im Zenit seines öffentlichen Wirkens. Es war vom «Herzogtum Aargau» und «Le roi d’Argovie» die Rede. Da er die Folgen einer mangelhaften Schule selbst erfahren hatte, unterstützte er verschiedene Bildungsbestrebungen. Mit dem Ankauf einer Privatbibliothek half Herzog mit, den Grundstock für die aargauische Kantonsbibliothek zu legen.

Beim Freiämtersturm von 1830 musste Herzog zusammen mit der gesamten Regierung zurücktreten, aber nur ein Jahr später wurde er wieder in den Grossen Rat und in die Regierung gewählt. Wegen Unvereinbarkeit mit der neuen Verfassung schlug er das Regierungsamt aus. Dem Grossen Rat, den er 13 Mal präsidierte, gehörte er bis 1840 an.

Jubiläumsfeier mit drei Referaten

Auf den Tag genau am 250. Geburtstag von Johannes Herzog, am Dienstag, 17. Januar 2023, findet um 19.30 Uhr in der Alten Trotte in Effingen ein von der Kulturkommission Böztal organisierter Jubiläumsanlass statt. An diesem werden Andrea Voellmin, Leiterin Bibliothek und Archiv Aargau; Walter Amsler, Kenner des historischen oberen Fricktals, sowie Hans-Peter Widmer, Journalist und Autor des Jubiläumsartikels in den Brugger Neujahrsblättern 2023 «Johannes Herzog von Effingen – ‹Le roi d’Argovie›», Einblick geben in die damalige politische Situation sowie den Werdegang des berühmten Effinger Bürgers. Die Veranstaltung dauert zirka eine Stunde. Anschliessend gibt es einen Apéro.

Quellen: Historisches Lexikon der Schweiz, Lebensbilder aus dem Aargau 1803–1953 und Hans-Peter Widmer.