In Wohlenschwil wird die rote Paprika im grossen Stil angebaut – das ist in der Schweiz einzigartig. Die Firma Friedli hat sich für die Sorte Habanero Red entschieden. Sie ist fünfzig Mal schärfer als die bekannten Jalapeños.
Die Verarbeitung von importierten Chilis zu Saucen gibt es im Kanton Aargau schon länger, aber der Anbau der roten Paprika im grossen Stil, wie ihn Friedli Gemüse in Wohlenschwil betreibt, ist in der Schweiz einzigartig.
Bisher gab es im Reusstal zwar ein paar Privatpersonen, die Chili anpflanzten, aber dies waren Nischenproduktionen. Die Firma Friedli Gemüse, die schon bald 60 Jahre Gemüse im Reusstal produziert, hat zwar bereits 2012 einen Versuch mit der Kultivierung von Chili gemacht, aber erst in diesem Jahr hat man auf 1500 Quadratmetern die rote Paprika für eine grössere Vermarktung angepflanzt.
Die scharfe Paprika aus Mexiko hat gerne warme, aber vor allem konstante Temperaturen. «Chilis brauchen etwa 100 Tage Reifezeit und eine konstante Temperatur von 15 bis 25 Grad», erklärt Matthias Müller vom Landwirtschaftlichem Zentrum Liebegg. «Bodenfrost, der im Frühherbst häufig vorkommt, ist schlecht für Chili. Mit kalten Gemüsetunnels, also ohne zusätzliche Wärmequelle, erreicht man auch bei uns solche Temperaturen.»
Auch die Qualität muss stimmen, und diese wird beim Chili im Schärfegrad ausgedrückt. Schweizer Kunden wünschen sehr scharfen Chili, weshalb man sich für die Sorte Habanero Red entschieden hat, so Müller. Zum Vergleich: Habaneros sind fünfzig Mal schärfer als Jalapeños, die schon bei vielen Leute Schweissausbrüche verursachen. Gute Qualität – oder eben viel Schärfe – erreicht man aber nur mit viel Sonne. Deshalb hat Gemüseproduzent Jörg Friedli die Chilis in fünf Gemüsetunnels angepflanzt. Damit ist man aber den Wetterkapriolen ausgesetzt.
«Ich war dennoch überzeugt, dass wir Chilis im kalten Folientunnels produzieren können. Jetzt ernten wir nach viel Geduld die ersten scharfen Früchte», freut sich Jörg Friedli. «Wir haben knapp vier Tonnen Chili ernten können, gerechnet haben wir mit etwa fünf Tonnen.» 2021 sei zwar wegen dem nasskaltem Sommer nicht ideal gewesen, aber die warme Frühherbstsonne hat letztlich den Habaneros genug Schärfe verliehen, so Friedli.
Chilis im Aargau anzubauen, statt sie aus dem Ausland zu importieren, ist die Idee von Pascal Furer, Inhaber der Mosti Furer in Staufen. Der auf die Herstellung von Saft, Wein und Essig spezialisierte Betrieb verarbeitet schon länger importierte Chilis zu scharfen Chilisaucen. Furer, der auch Grossratspräsident ist, lobt die Aargauer Zusammenarbeit, die durch den Ostschweizer Vertreiber Delico erweitert worden ist.
«Unsere Chilisauce ist die handgefertigte Schweizer Alternative zu industriell hergestellten Saucen. Vom Anbau, Produktion bis zur Vermarktung ist es ein Swiss Made Produkt», so Matthias Fürer, CEO des St. Galler Vermarkters Delico.
Da der Chilianbau nicht nur eine Schweizer, sondern auch eine Aargauer Premiere ist, hat auch Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth an der Medienkonferenz nur lobende Worte für die scharfe Paprika gefunden: «Aargauer Landwirte sind innovativ. Sie finden immer wieder Wege und Mittel, ihre Betriebe unternehmerisch weiterzuentwickeln und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen zu schützen.»