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August Guido Holstein zeigt in Fislisbach seine Schreibmaschinen und liest seine Schreibmaschinengeschichten vor. «Meine Bücher sind eher anspruchsvoller Natur», sagt der Literat und Sammler.
«Schon als kleiner Bub hab ich viel gearbeitet», sagt August Guido Holstein. Und das hat sich bis heute nicht geändert.
Einen Einblick in sein literarisches Schaffen gewährt der 78-jährige Fislisbacher am 5. April im Kulturzentrum Fislisbach. Seine Schreibmaschinengeschichten laden während einer Stunde zum Zuhören und Verweilen ein. Zudem kann man die Schreibmaschinen und -automaten sowie den ersten Computer, auf denen sich Holstein bisher literarisch austobte, bestaunen.
Sohn eines Hoteliers
Seine Liebe zur Literatur schlug erst einige Haken, bevor er sich ihrer bewusst wurde. Als Bub habe er wenig gelesen, weil man ihm immerzu Mädchenbücher schenkte. Reibungsloser gestaltete sich der Start seiner Schreibmaschinenkarriere: Erstmals kam er als Knirps im Hotel seiner Eltern, das sie in Horgen führten, mit einer solchen Maschine in Kontakt.
«Auf der roten Continental aus den 40er-Jahren wurden jeweils die Menükarten geschrieben», sagt er. Das habe ihn fasziniert und gleichzeitig animiert, auch darauf herumzuklimpern. Allerdings wurde seine Arbeitskraft im Hotel anderweitig beansprucht.
«Wenn eine Freinacht angesagt war, musste ich bis in die Morgenstunden Gläser spülen, Harassen schleppen und anderes mehr.» Die positive Seite des Ganzen: Als Hoteliersohn sei er mit verschiedensten Gästen und deren Lebensgeschichten in Berührung gekommen. Während des Krieges beherbergten die Holsteins Flüchtlinge, darunter auch einen tschechischen Filmstar samt Regisseur. «Wegen Letzterem, Herrn Anton, hatten wir jeden Tag die Polizei in der Küche.» Für Spannung war gesorgt.
Dauergast im «Pfauen»
Später führten seine Eltern die heutige Kantorei im Zürcher Neumarkt. Zweimal die Woche sass der junge Holstein im «Pfauen», wo grosse Stücke aufgeführt wurden. Die Erfahrung aus dem Theater und die fesselnde Vermittlung der deutschen Sprache durch seinen Kantonsschullehrer beflügelten Holstein dermassen, dass er sich vornahm, selber Stücke zu schreiben.
Allerdings konnte er diesen Wunsch erst in seiner Tätigkeit als Bezirksschullehrer ausleben. Verschiedene Theater hat er für seine Schüler komponiert und geschrieben. Tatkräftige Unterstützung bekam er damals und auch bei späteren Theateraufführungen von seiner Familie. Seine Söhne haben die Kulissen gezimmert und gemalt und seine Frau nahm sich der Schneiderarbeiten an.
Nebst dem anfänglichen Stückeschreiben brachte Holstein immer wieder Notizen und kleine Gedichte zu Papier. Nach einem Geografiekurs im Lötschental entstand dann 1992 sein erster Roman, «Alptag».
Auch viele Erzählungen und Gedichte sind seither gedruckt worden. «Meine Bücher sind eher anspruchsvoller Natur.» Jeder Mensch sei ein Ausdruck seiner Zeit, seiner Epoche. Und da er mit Thomas Mann und Hermann Hesse gross geworden sei, sei sein Schreibstil entsprechend geprägt.
So erstaunt denn nicht, dass er sich selbst als einen Autor bezeichnet, der gerne im Paradoxen und Polaren, in Gegensätzen also, argumentiert. «Schreiben bedeutet für mich Lebensqualität», betont er. Bisher hat Holstein rund 60 Lesungen bestritten.
Schreibmaschinengeschichten, Freitag, 5. April, 20 Uhr, Vernissage, Lesung und Apéro. Kulturzentrum Fislisbach.