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Während viele Gemeinden ihre Versammlungen absagen und über die wichtigen Traktanden brieflich abstimmen lassen, ist in Turgi für Donnerstag business as usual angesagt.
Mit dem Budget 2021 und dem Projektierungskredit für die Prüfung einer Fusion mit der Stadt Baden stimmen die Bürger Turgis bei der Gemeindeversammlung am Donnerstag über zwei für den Ort zukunftsweisende Themen ab. Doch in der Gemeinde wird vereinzelt diskutiert, ob die Durchführung der Gmeind in Anbetracht der Coronapandemie sinnvoll ist. Andere Gemeinden haben ihre Versammlungen abgesagt und bitten für die wichtigen Traktanden an die Urne. Konkret sorgt man sich in Turgi allerdings auch wegen des Austragungsorts der Gmeind: der Mehrzweckhalle Gut.
Denn besagte Mehrzweckhalle, in der man zur Abstimmung zusammenkommt, ist selbst Thema auf der Traktandenliste. Die Lüftungsanlagen der 1973 erbauten Halle entspreche nicht mehr «den heutigen Anforderungen hinsichtlich Hygiene, Energieverbrauch sowie Bedienung und sind sanierungsbedürftig». So begründet der Gemeinderat den anvisierten Verpflichtungskredit über 320'000 Franken für eine neue Belüftungsanlage.
Dieses Traktandum sorgte im Ort für Verunsicherung: Läuft die gut 50 Jahre alte Belüftungsanlage in der Halle noch? Und ist es sicher, an die Gmeind zu kommen? Gemeindeammann Adrian Schoop (FDP) beruhigt: «Wir haben nach wie vor eine funktionierende Lüftungsanlage. Es ist wie mit einem älteren Auto: Es befindet sich an seinem Lebensende und sollte gelegentlich ersetzt werden, aber fährt trotzdem noch.»
Viele Gemeindehallen hätten nicht einmal Lüftungsanlagen, ausserdem seien die Räume sehr hoch und die Abstände gewährleistet. Schoop verweist auf das Schutzkonzept der Gmeind, an der Maskenpflicht besteht.
Der Ammann hat die Unsicherheit bei einer Handvoll Bürgern festgestellt: Bei einer Informationsveranstaltung zur Gmeind kamen inklusive Medienvertretern trotz der brisanten Themen Budget und Fusionskredit gerade einmal neun Leute − ansonsten kämen immer rund 50 Leute, so Schoop: «Die Sorge in der Bevölkerung ist definitiv da. Wir haben uns sorgfältig überlegt, ob wir die Gmeind abhalten können oder nicht. Wir haben ein Schutzkonzept und können so dem expliziten Wunsch der Ortsparteien nach Durchführung der Gmeind entsprechend.»
Die Möglichkeit des direkten Austauschs und für das Anbringen von Fragen an einer Gmeind sei wichtig für die Demokratie. Deshalb sah Schoop auch davon ab, die wichtigen Traktanden an die Urne zu vertagen, wie es andere Gemeinden handhabten. Er erinnert daran, dass jüngst in Berikon im Freiamt eine Beschwerde gegen die Urnenabstimmung eingereicht wurde. Zudem hätten andere Gemeinden wie Ennetbaden positive Erfahrungen mit ihren Gemeindeversammlungen samt Schutzkonzepten gemacht. «Obwohl dort natürlich weniger Leute als sonst zur Gmeind kamen», sagt Schoop. Dies blüht auch in Turgi. Angesichts der zukunftsweisenden Themen hofft der Ammann trotz der annehmbar geringeren Stimmkraft auf eine breit aufgestellte Vertretung der unterschiedlichen Meinungen in der Bevölkerung.