Innovativ
Zahnkorrekturen zum Fixpreis – das bietet das Start-up «bestsmile» nun in Aarau

Neu gibts in der Einkaufsmeile durchsichtige Zahnspangen. Im ehemaligen Bank Cler-Gebäude hat sich das Startup "bestsmile" eingemietet.

Nadja Rohner
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Das Aarauer Team: Hiba Hassan (Dentalassistentin), Ertan Wittwer (Gründer), Vera Bänziger (Dentalassistentin), Daniela Nerstheimer (Zahnärztin, v.l.).

Das Aarauer Team: Hiba Hassan (Dentalassistentin), Ertan Wittwer (Gründer), Vera Bänziger (Dentalassistentin), Daniela Nerstheimer (Zahnärztin, v.l.).

Nadja Rohner

Das leerstehende Ladengeschäft an der Hinteren Vorstadt, in dem vorher die Bank Cler eingemietet war, wird nach Monaten endlich wieder genutzt. Drinnen ist die Einrichtung – je nach Sichtweise– spartanisch bis minimalistisch-elegant: ein Stehpult mit zwei Laptops, eine Sitzecke mit glänzendem Salontisch, kaum Bilder.

Es läuft Musik, zwei Frauen in schwarzer Kleidung und weissen Sneakers duzen jeden Eintretenden. Was durchaus auch ein hipper Laden für Smartphones und Gadgets sein könnte, ist eine Zahnarztpraxis. Genauer: Eine Praxis für Zahnstellungskorrekturen. «Bestsmile», ein Start-up aus Winterthur mit rasantem Expansionskurs, hat hier kürzlich seinen achten Standort eröffnet. «Letzte Woche starteten wir in Schaffhausen, nächste in Woche Winterthur», sagt Gründer und Geschäftsführer Ertan Wittwer.

«Bestsmile» zieht sich an der Hinteren Vorstadt über vier Geschosse. Das sei eher zu viel Platz, aber man könne ja wachsen, so Wittwer. «Das Geschäft ist in Aarau im Vergleich mit anderen Standorten sehr gut angelaufen.»

Das Geschäft – für «bestsmile» sind es durchsichtige Kunststoffschienen. In den USA kennt man diese unter dem Markennamen «Invisalign» schon seit über zwanzig Jahren. Justin Bieber, Katherine Heigl, Tom Cruise – haben sich damit ein Hollywoodlächeln verschafft. Die Firma Align Technology Invisalign hatte lange ein Patent darauf. Als es vor ziemlich genau zwei Jahren auslief, holten Ertan Wittwer und sein Geschäftspartner Marcel Kubli das Konzept in die Schweiz und gründeten «bestsmile». Im September 2018 eröffnete der erste Shop in Zürich, kurz darauf der zweite in St.Gallen.

Korrektur eines Kiefers kostet 1900 Franken

Für Konsumenten ist nicht nur interessant, dass die Kunststoffschienen, die man rund 22 Stunden pro Tag über den eigenen Zähnen trägt, transparent und dadurch kaum zu sehen sind (die Zähne wirken nur glänzender als sonst). Ein gewichtiges Argument ist der Preis. Es handelt sich um eine Flatrate: Die Korrektur eines Kiefers kostet 1900 Franken, für Ober- und Unterkiefer zusammen sind es 2990 Franken.

Während rund vier bis zwölf Monaten erhält man in regelmässigen Abständen eine neue Schiene mit neuer Korrektur. «Die meisten Behandlungen dauern sechs bis acht Monate», so Wittwer. So werden die Zähne allmählich in die gewünschte Stellung gebracht. «Die Schienen sind ein Schweizer Produkt -– sie werden in unserem Labor in Winterthur hergestellt.» «Die Behandlung eignet sich für leichte Korrekturen der vorderen sechs Zähne an Unter- und an Oberkiefer», so Wittwer.

Schwere Fehlstellungen oder kranke Zähne werden nicht behandelt, auch niemand unter 18 Jahren. «In den USA macht man es schon bei Achtjährigen – aber wir möchten uns vorerst auf das Segment der Erwachsenen konzentrieren», so Wittwer. In den Staaten gibt es zudem ähnliche Angebote mit Kunststoffschienen, bei denen man nur einen Termin zum Ausmessen der Zähne hat und die Behandlung dann komplett selbstständig zu Hause durchführt – eine nicht unumstrittene Praxis. «Davon distanzieren wir uns», so Ertan Wittwer. Bei «bestsmile» sind von Beginn (Scan des Kiefers) bis Schluss (Endkontrolle) der Behandlung fünf bis sechs Besuche im Laden nötig.

Für Ertan Wittwer und seine Geschäftspartner sind die Zahnkorrektur-Schienen zweifellos medizinische Produkte, aber auch Lifestyle-Objekte, die entsprechend verkauft werden müssen. Die schicke Lokalität, das Duzen – alles gehört zum Programm. Man wolle für die Kunden ein Erlebnis schaffen, ein bisschen anders sein, durchaus cool, führt Ertan Wittwer aus. Die Ähnlichkeit mit anderen angesagten Stores ist kein Zufall. «Unser Store beim Zytglogge-Turm in Bern wird öfter mal mit einem Apple-Store verwechselt», sagt der Geschäftsführer lachend.

Bisher kommt das Konzept an. Laut «Handelszeitung» ist zwar die geplante Expansion nach Deutschland mangels Anerkennung als Zahnarztpraxis vorerst gescheitert. «Aber es gibt noch die Westschweiz», so Wittwer. Die Eröffnungen in Lausanne und Genf stehen bald an. Bis in einem Jahr, so rechnet Wittwer, werde man wohl um die 20 Standorte haben. Mittlerweile beschäftigt «bestsmile» rund 80 Personen. In Aarau sind es zwei Dentalassistentinnen und eine Zahnärztin.