Aarau
Stadtpräsidentin Jolanda Urech steht nun auch Verwaltungsrat von IBAarau vor

Die Generalversammlung der IBAarau AG hat Stadtpräsidentin Jolanda Urech zur Nachfolgerin von VR-Präsident Marcel Guignard gewählt. Die Stadt Aarau hält 95,5 Prozent des IBA-Aktionariats.

Hubert Keller
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Hans-Kaspar Scherrer, Vorsitzender der IBA-Geschäftsleitung (links), bekommt mit Stadtpräsidentin Jolanda Urech eine neue Chefin. Sie löst Marcel Guignard ab.

Hans-Kaspar Scherrer, Vorsitzender der IBA-Geschäftsleitung (links), bekommt mit Stadtpräsidentin Jolanda Urech eine neue Chefin. Sie löst Marcel Guignard ab.

Jiri Reiner

Als er vor 27 Jahren als «junger Schnaufer» in den Dienst der IBAarau getreten sei, habe ein erfahrener Fuchs gemeint, in der IBA-Kommission müsse er nur darauf achten, dass die IBA den Strom etwas günstiger verkaufe als das AEW. Das sei nicht immer einfach gewesen, sagte Marcel Guignard, als er sich in der Bärematte in Suhr mit einer humorvollen Rede als Verwaltungsratspräsident der IBAarau AG verabschiedete.

Einmal sei es sogar ans Lebendige gegangen, meinte er. Damals nämlich, als am Abend des 2. Mai 1989 im Kraftwerk an der Aare ein Brand ausbrach. «Die Stadt versank während zwölf Stunden in absoluter Dunkelheit. Meine Frau und ich weihten die neue Küche im Kerzenlicht ein.» Auch wenn die Aarauer diesen Stromunterbruch relativ gelassen genommen hätten, habe er doch drastisch die Bedeutung der Versorgungssicherheit vor Augen geführt.

An der Generalversammlung der IBAarau AG gab der ehemalige Stadtpräsident das Verwaltungsratspräsidium an seine Nachfolgerin im Aarauer Rathaus, Jolanda Urech, ab, die sich in den letzten Jahren als Leiterin des Energieressorts im Stadtrat mit den einschlägigen Themen vertraut gemacht hat: Energiestadt-Zertifizierung, Energieplan, Gegenvorschlag zur städtischen Energieinitiative ESAK. «Die IBAarau wird in den kommenden Jahren in vielen Bereichen gefordert sein», sagte die frisch gewählte VR-Präsidentin. «Die Veränderungen in der Energieversorgung sind anspruchsvoll.»

Ein Anlass mit Swing

Die Wahl war eine Formsache. Die Stadt Aarau hält 95,5 Prozent des IBA-Aktionariats, die versorgten Gemeinden und private Aktionäre teilen sich den Rest. 350 Aktionäre stimmten angesichts der Mehrheitsverhältnisse durchs Band einstimmig und genossen im Übrigen den Abend. Die Generalversammlung ist ein gesellschaftlicher Anlass, dem die Big Band Aarau den Swing verlieh.

In Guignards 27 IBA-Jahren habe sich das Unternehmen enorm entwickelt, sagte Hans-Kaspar Scherrer, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Die gelieferte Strommenge wuchs von 370 auf 550 Gigawattstunden (GWh) an, die Gasmenge verdoppelte sich von 240 auf 480 GWh, das Wasser ging von 5 auf 3 Millionen Kubik zurück. Auch finanziell habe sich die IBA in dieser Zeit gut gehalten, sagte Scherrer. «Der Unternehmenswert hat sich fast verdreifacht. Und der Hauptaktionärin, der Stadt Aarau, wurde jedes Jahr ein schöner Batzen in die Kasse gespült.»

Aus dem Verwaltungsrat verabschiedet wurde auch Beat Blattner, der Ende Jahr aus dem Stadtrat ausgeschieden war. Blattner gehörte dem Verwaltungsrat seit 2006 an. «Ihm sei es immer wieder gelungen, eine andere Betrachtungsweise in die Diskussion zu bringen», sagte CEO Scherrer. Blattners Nachfolger ist Stadtrat Lukas Pfisterer.

Mit den aktuellen Geschäftszahlen unterstrich der Verwaltungsrat, dass die IBA einen wirtschaftlich guten Kurs fährt. Bei der Stromproduktion im eigenen Kraftwerk wurden dank gleichmässig guter Wasserführung der Aare im Jahr 2013 113,9 GWh produziert. Der langjährige Mittelwert von 107 GWH und auch das bereits gute Vorjahr wurden übertroffen. Der Umsatz wurde um 4,3 Mio. oder 3 Prozent auf 151,8 Mio. Franken gesteigert.

Konzession für weitere 68 Jahre

Ende 2014 läuft die Konzession der IBA für die Stromproduktion an der Aare aus. Gegen die Neukonzessionierung seien Einsprachen eingangen, erwähnte Hans-Kasper Scherrer. Ein Vorstoss im Kantonsrat Solothurn verlange gar die Gründung einer Solothurnischen Energiegesellschaft SEG, in die das Aarekraftwerk eingebracht werden solle.

Dieser Vorstoss unterlaufe die Absprachen mit den beiden Kantonen, welche die Erneuerung der Konzession nie infrage gestellt hätten, sagte Scherrer. Er ist jedoch zuversichtlich, dass die IBA Ende Jahr die neue Konzession für weitere 68 Jahre bekommt.

Mit den fallenden Strompreisen sinke auch die Wirtschaftlichkeit des neuen Wasserkraftwerks, machte Scherrer deutlich. Die Gestehungskosten würden bei rund 9 Rappen pro Kilowattstunde (kWh) liegen, der Börsenpreis für Bandenergie liege derzeit unter 5 Rappen. «Eine kurzzeitige Erholung der Strompreise ist unwahrscheinlich», sagte Scherrer. Eine Aufwärtsentwicklung sei nicht zu erwarten, solange staatlich geförderte Solar- und Windenergie mit günstigem und vermutlich ebenfalls subventioniertem Braunkohlestrom konkurrenzierten.