Sie hat einen langen Weg hinter sich. Jolanda Urech, aufgewachsen bei den Grosseltern mitten im Bally-Arbeitermilieu, ist das neue Oberhaupt von Aarau. Die erste Stadtpräsidentin, seit auf dem Felsen über der Aare die ersten Häuser errichtet wurden.
Als Jolanda Urech zur Welt kam, gab es kein Frauenstimmrecht, überhaupt war das Hoheitsgebiet der Frau das Haus. Jetzt ist es das Rathaus. Hätte sich Aaraus erster Stadtammann, David Frey, gewählt 1803, das träumen lassen? Noch 1987, als Marcel Guignard ohne Gegenkandidat Stadtammann wurde, wäre es undenkbar gewesen: eine Frau, eine Linke. Und dann noch eine von vier (!) Frauen im neuen Stadtrat.
Aarau hat sich in den letzten 26 Jahren verändert - unter Marcel Guignard und definitiv zum Guten. Jetzt ist es Zeit für einen Wechsel. Nicht für einen politischen - die Rechts-links-Verhältnisse im Stadtrat sind unverändert geblieben.
Aber es ist in Aarau möglich geworden, als Stadtoberhaupt jemanden zu wählen, alleine, weil er qualifiziert ist, weil er es kann. Es war der Stadtbevölkerung egal, dass dieser Er eine Sie ist und dazu noch links. Es ist ein gutes Zeichen für die Stadt und ein gutes für die künftige Zusammenarbeit des Stadtrates.
Jolanda Urech hat es vom Arbeiterkind ins Rathaus geschafft. Ein langer Weg. Nur gestern an der Wahlfeier schaffte sie es drei Stunden lang nicht, von draussen auf der Strasse die paar Meter zur Tuchlaube-Bar zu überwinden. Vielleicht waren gar nicht die vielen Gratulanten schuld daran. Vielleicht wollte Jolanda Urech einfach draussen mitten unter den Leuten bleiben. Wie sie sich das gewohnt ist. Die künftige Stapi.