Aarau
Darum ziehen die Ortsbürger beim Stadion Brügglifeld jetzt die Notbremse

Die Planung des Brügglifeld-Rückbaus und die Überbauung des Rohrer Hinterfelds sind gestoppt. An der Wintergmeind lehnten die Aarauer Ortsbürger entsprechende Planungskredite ab. Stattdessen kam es zu einem speziellen Vorschlag, was mit den «gesparten» Franken passieren soll.

Hermann Rauber
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Umnutzung wird später geplant: Das Brügglifeld gab zu reden.

Umnutzung wird später geplant: Das Brügglifeld gab zu reden.

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Die Aarauer Ortsbürger haben an ihrer Winter-Gmeind den Prozess zur Baureife für das Land im Rohrer Hinterfeld ausgebremst und einen entsprechenden Planungskredit deutlich abgelehnt. Nicht viel besser erging es dem stadträtlichen Antrag für die Projektierung der weiteren Zukunft des Stadions Brügglifeld, das der Ortsbürgergemeinde gehört. Die Behandlung dieses Geschäftes wurde nach längerer Diskussion auf die nächste Versammlung im Juni 2018 verschoben.

«Roggenhausen» durchgewinkt

Die 289 anwesenden von total 1771 stimmberechtigten Aarauer Ortsbürgern (Stimmbeteiligung überdurchschnittliche 16 Prozent) erteilten vorerst unspektakulär dem Budget für das kommende Jahr den Segen, das mit einem Überschuss von 156'600 Franken rechnet.

Kaum zu Diskussionen Anlass gab auch der Projektierungskredit über 94'000 Franken für eine Machbarkeitsstudie über allfällige Massnahmen im Restaurantbereich der Waldschenke im Wildpark Roggenhausen. Einzig Gustav Werder regte an, bei den möglichen Investitionen auch «Alternativen zum heutigen Gastronomie-Angebot» einfliessen zu lassen. Der Antrag des Stadtrates passierte bei nur 3 Nein und 9 Enthaltungen mit grosser Mehrheit.

Ablehnung: Äusserst selten

In der Regel haben die Stadtpräsidenten keine Mühe, ihre Anträge an den Ortsbürger-Gemeindeversammlungen durchzubringen. Die letzte grosse Niederlage gab es im November 2012, als sich der Souverän gegen weitere Landverkäufe in der Aarenau aussprach.

Wiese noch nicht überbauen

Keine Chance hatte hingegen der Planungskredit über 100 000 Franken für einen weiteren Schritt zur Baureife des Hinterfelds im Stadtteil Rohr, der letzten grösseren Landreserve. Silvio Bircher begründete seinen Antrag auf Ablehnung mit der «Komplexität» zwischen den Landeigentümern, zur Hauptsache die Ortsbürger- und die Einwohnergemeinde.

Letztere ist in diesem Geschäft federführend, ohne es zu forcieren. Deshalb dürften, so Bircher, die Ortsbürger in dieser Sache «nicht vorprellen». Es gelte, beim Wohnungsbau in der Region ganz allgemein «masszuhalten» und sich auch Gedanken über die zusätzliche Infrastruktur zu machen, die ein solches Vorhaben auslöse.

Stadtpräsidentin Jolanda Urech betonte, es gehe bei dieser Vorlage nicht um konkrete Baubeschlüsse, sondern um nötige Vorarbeiten für die Weiterentwicklung des Hinterfelds. Doch die Meinungen waren offensichtlich bereits gemacht, der Planungskredit als Beitrag an die Eigentümer-Gemeinschaft fand mit 63 Ja gegen 187 Nein und bei 17 Enthaltungen keine Mehrheit.

Demokratischen Schiffbruch erlitt auch der Antrag des Stadtrates, für die Projektierung und Grundlagenbeschaffung für eine Umnutzung des Fussballplatzes Brügglifeld 125 000 Franken lockerzumachen. Man war sich auch in der Finanzkommission einig, dass der jetzige Zeitpunkt für ein solches Traktandum bei der Unsicherheit des Schicksals der neuen FCA-Arena unglücklich gewählt sei. Die Versammlung verweigerte mit 210 gegen 48 Stimmen das Eintreten auf die Vorlage und beschloss eine Verschiebung auf das nächste Jahr.

125'000 Franken für «meinstadion.ch»?

Für ein Raunen im Saal sorgte Peter Hangartner, der vorschlug, die 125 000 «gesparten» Franken einfach «umzupolen» und stattdessen der privaten Aktion «meinstadion.ch» zukommen zu lassen. Ein solches Vorgehen komme, so replizierte die Stadtpräsidentin, aus formalen Gründen nicht in- frage, weil das Geschäft nicht traktandiert sei. Das Ansinnen stiess im Rahmen einer unverbindlichen Konsultativabstimmung mit 146 Ja gegen 117 Nein zwar auf Wohlwollen, hätte aber als Antrag bei der Behandlung des Voranschlags 2018 vorgebracht werden müssen. Weil die Zeit für die Sammelaktion eilt, verbliebe noch die Möglichkeit einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung, auf die Hangartner aber wohl verzichten wird.

Jolanda Urech verabschiedet

Am Ende der offiziellen Traktandenliste verabschiedeten Peter Heuberger, Präsident der ortsbürgerlichen Finanzkommission, und Stadtoberförster Christoph Fischer Stadtpräsidentin Jolanda Urech, die zum letzten Mal eine Gemeindeversammlung leiten durfte. Sie habe dies stets «souverän und charmant» ausgeführt, mit «Bodenhaftung und Herzblut». Als Geschenk erhielt sie einen Vogelbeerbaum.