An der AMA, die am Mittwoch eröffnet, können Besucher Minen suchen.
Lektion eins: Eine Personenmine sieht aus wie ein Eishockey-Puck und verschwindet leicht zwischen Steinen. Lektion zwei: Selbst wenn man weiss, dass da irgendwo ein Stolperdraht sein muss – man übersieht ihn allzu leicht. Im Ernstfall wärs das jetzt gewesen.
Zweifellos: Einer der spannendsten Stände der Aargauer Messe Aarau (AMA) befindet sich in Halle 4. Hier stellt die Swissint aus, das Kompetenzzentrum für die Friedensförderungseinsätze der Schweizer Armee. Draussen stehen Einsatzfahrzeuge zur Besichtigung bereit, darunter ein geschütztes Sanitätsfahrzeug.
Das Herzstück drinnen ist ein 40 Meter grosser Minengarten, in welchem Besucher selber auf die Suche nach den heimtückischen Kriegsgeräten gehen können. Hier liegt eine Panzermine, dort ein Teil eines Artilleriegeschosses. Am Baum hängt ein «Bomblet», eine besonders perfide Vorrichtung: Als Teil einer grösseren Bombe explodiert es verzögert – und weil ein kleiner Fallschirm daran hängt, nicht selten in der Hand eines neugierigen Kindes. In diesem Minengarten können AMA-Besucher, ausgestattet mit Helm und Schutzweste, lernen, wie schwierig Minen zu entdecken sind. Auch sollen sie sich der Gefahr von Blindgängern bewusst werden, die nicht nur in Krisengebieten, sondern auch heute noch im Schweizer Alpenraum zu finden sind.
Viele Minen gibt es in ehemaligen Krisengebieten, etwa dem Südsudan, Mali, der Westsahara. Auch im Kosovo oder in Bosnien und Herzegowina. «Nach einem Krieg sind oft mehrere tausend Quadratkilometer vermint», sagt Jonathan Morillo, Offizier Personalmarketing beim Kompetenzzentrum Swissint (Stans). «Es dauert Jahrzehnte, sie zu räumen.» Die humanitäre Minenräumung ist eine der Aufgaben der Swissint. Vorrang haben Gebiete, die landwirtschaftlich genutzt werden.
Das Kompetenzzentrum Swissint hat ein Jahresbudget von rund 67 Mio. Franken und ist mit rund 300 Personen auf der ganzen Welt präsent. Zwei Drittel sind im Kosovo stationiert, der Rest in Asien, Afrika oder im Nahen Osten. Die Teilnahme an einem friedensfördernden Einsatz ist freiwillig und auch für Zivilisten möglich. Sie werden laufend rekrutiert. «Der Minengarten ist ein sehr wichtiger Teil unserer Ausbildung», erklärt Morillo. «Die Soldaten werden auf die Gefahr sensibilisiert. Sie lernen zum Beispiel, dass sie im Einsatzgebiet nie die befestigten Strassen verlassen dürfen, keinen Zentimeter weit. Auch im schönsten Rasen mit den wunderbarsten Blumen können Minen versteckt sein.»
Besonders vorsichtig muss man bei der Schneeschmelze sein, weil diese vor allem Personenminen verschieben kann. Wo vorher der Weg ungefährlich war, kann sich also plötzlich eine potenziell tödliche Gefahr verbergen. Wobei vor allem Personenminen nicht aufs Töten ausgelegt sind, sondern schwerste Verletzungen verursachen. Denn im Krieg schwäche ein Verletzter die Truppe viel mehr als ein Toter, weiss Jonathan Morillo zu erzählen, während er durch den Minengarten führt. Wer mehr wissen will: An der AMA sind laufend Swissint-Angehörige präsent, die schon mindestens eine Mission absolviert haben.
AMA-Eröffnung heute, 14 Uhr