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Marcel Guignard und die Stadträte Beat Blattner, Michael Ganz und Carlo Mettauer wurden am Donnerstagabend im KuK verabschiedet. Für Aarau war es fast ein historischer Moment – ein Vierteljahrhundert war Guignard Stadtoberhaupt gewesen.
Wehmütig. Das waren gestern Abend im Kultur- und Kongresshaus in Aarau sogar linke Politiker. «Dass so viele langjährige Stadträte auf einmal zurücktreten, das gibt es nicht oft», sagte Einwohnerrätin Lelia Hunziker. «Dieses Team hat wegweisende Projekte realisiert. Ein Anlass zum Feiern.»
Die Feier im KuK war nicht pompös, nicht rauschend, aber stilvoll. Einen kurzen Anflug von Glamour war zu spüren, als Marcel Guignard, Gattin Annelies und die Stadträte Beat Blattner, Michael Ganz und Carlo Mettauer im Scheinwerferlicht flankiert von zwei roten Bändern durch den grossen Saal nach vorne schritten.
Fast gleich lange im Amt wie der Papst
Rund 300 Aarauerinnen und Aarauer, Einwohnerräte, Regierungsräte, Behörden aus der Partnerstadt Neuenburg, Bürgermeister Robert Hahn aus Reutlingen und weitere Persönlichkeiten waren gekommen, um die Stadträte und speziell Stadtpräsident Marcel Guignard zu verabschieden. Guignard, der – so Redner Nik Brändli – fast gleich lange im Amt gewesen ist wie Papst Johannes Paul II. 1988, als der damals 39-Jährige sein Amt antrat, sei in Berlin die Mauer noch gestanden, bemerkte Brändli weiter.
Es wurde klar, warum Guignard ausgerechnet den ehemaligen Stadtrat und Freund als Redner gewählt hatte: Witzig und eloquent fasste er Guignards Amtszeit zusammen. Als «homme de politique, de grande culture et de classe», würdigte ihn Vize-Präsident Carlo Mettauer.
Ein Viertel Jahrhundert jünger
Auf der Leinwand erschienen Fotos eines viel jüngeren Stadtpräsidenten und jungen Stadträten. Manch einer erinnerte sich wohl daran, wo er im Leben gestanden war, als Guignard vor 26 Jahren sein Amt angetreten hatte. Am Ende der Lehre, mitten im Studium, frisch verheiratet? Oder gar erst in der zweiten Primarschulklasse, wie die Schreibende?
Als Guignard und seine Frau Annelies schliesslich auf die Bühne kamen, war der Applaus lang anhaltend. Gut möglich, dass sich die Aarauerinnen und Aarauer – wären sie nicht schon gestanden – zu einer Ovation erhoben hätten. «Eine Epoche ist zu Ende», sagte Stadtbaumeister Felix Fuchs.
«Jeden Tag gerne gearbeitet»
Und er, Guignard? Was hat er wohl gedacht, ob der Ehren und nach 26 langen Jahren als Stadtammann (und einigen Monaten als Stadtpräsident)? Er hat sich ab und zu mit der Hand übers Kinn gestrichen, geschmunzelt, in den Saal geblickt.
Dann ergriff er ein letztes Mal das Wort als Stadtoberhaupt: «Es gab keinen Tag, an dem ich nicht gerne gearbeitet hätte. Die Arbeit hat mich erfüllt und erfüllt gehe ich jetzt in Pension», sagte er und wandte sich an die Bevölkerung. «Danke für das Vertrauen, das Sie mir geschenkt haben – oder dass Sie mich erduldet haben.»
Gemeinsamer Abgang
Wie ein Abschied (musikalisch) hinausgezögert werden kann, zeigten danach Alain Schudel und Daniel Schaerer als «Duo Calva» humorvoll und virtuos auf dem Cello. Sie schlossen mit «The final Countdown». Denn das Ende der Epoche war fast da. Guignard verabschiedete als letzte Amtshandlung Beat Blattner, Michael Ganz und Carlo Mettauer.
Beeindruckende 67 Amtsjahre standen zusammen auf der Bühne. Historisch – doch das war er, dieser Moment. Und so sehr die vier oft miteinander gerungen haben im Stadtrat, waren sie jetzt nicht doch wehmütig, wie sie einander die Hand drückten? Vielleicht dachten sie wie in «The Final Countdown»: «We’re leaving together, but still it’s farewell.»